Suchttherapie 2015; 16 - S_22_02
DOI: 10.1055/s-0035-1557582

Inanspruchnahme Hamburger Suchthilfeeinrichtungen von Klientinnen und Klienten mit Einmalkontakten

E Neumann-Runde 1, U Verthein 1
  • 1Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS)

Einleitung: Ein nicht unbedeutender Anteil der in der Hamburger BADO pro Jahr erfassten Klient(inn)en weisen kurze Betreuungsepisoden mit einer Dauer von bis zu vier Wochen auf. Dahinter verbergen sich vor allem auch Klient(inn)en mit sogenannten Einmalkontakten. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Spezialanalyse der BADO-Auswertungen wird der Frage nachgegangen, ob es sich bei Klientinnen und Klienten mit Einmalkontakten um eine spezielle Gruppe handelt, die eine intensivere Anbindung an die Suchthilfe vermeidet, oder ob sich hinter den pro Jahr dokumentierten Einmalkontakten Personen verbergen, die ggf. in früheren oder zukünftigen Lebensphasen auch eine längere Betreuungsperiode hinter bzw. vor sich haben. Darüber hinaus wird diese Klient(inn)engruppe hinsichtlich ihrer soziodemografischen Merkmale, ihrer Lebenssituation, ihres Gesundheitszustands und ihres Konsummusters mit den anderen Klient(inn)en (desselben Jahrgangs) verglichen, deren Betreuungsphase über längere Zeit andauert. Aufgrund des auf dem HIV-Code beruhenden personenbezogenen Systems und der seit vielen Jahren beständigen Form kann gerade die Hamburger BADO dazu beitragen, das Inanspruchnahmeverhalten dieser Personengruppe genauer zu untersuchen.

Methoden: Die Grundlage der Spezialauswertung bilden alle Klient(inn)en des Jahres 2009 mit mindestens einem Einmalkontakt. Als Definition der analysierten Einmalkontakte gelten alle Betreuungsepisoden mit nur einem Kontakt bei gleichzeitiger Betreuungsdauer von höchstens einer Woche. Als Vergleichsgruppe werden jene Personen des Jahrgangs 2009 herangezogen, die mindestens eine Betreuungsepisode mit mehreren Kontakten im Jahr 2009 begonnen haben und nicht der Gruppe mit Einmalkontakten zugeordnet wurden. Die Vergleichsanalysen erfolgen nach folgenden Hauptdrogen getrennt: Alkohol, Cannabis, Opiate, Kokain und Glücksspiel.

Ergebnisse: Es lassen sich keine relevanten Gruppenunterschiede bei den Vorbehandlungen und dem Alter des Erstkontakts zu Suchthilfeeinrichtungen erkennen. Auch hinsichtlich ihrer Lebenssituation und Gesundheit bestehen zwischen Klient(inn)en mit Einmalkontakten und den Klient(inn)en mit mehrfachen Betreuungskontakten nur wenige Unterschiede. Die Wahrscheinlichkeit, in den Folgejahren erneut Einrichtungen des Hamburger Suchthilfesystems in Anspruch zu nehmen, ist gegenüber den länger betreuten Klient(inn)en allerdings verringert.

Diskussion: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die in der Hamburger BADO dokumentierten Klient(inn)en mit Einmalkontakten innerhalb eines bestimmten Jahres zu einem Großteil die Gesamtgruppe aller Klient(inn)en repräsentieren und sich zum Untersuchungszeitpunkt in einem anderen Betreuungsstatus befinden. Vor diesem Hintergrund kann die Handlungsrelevanz der Ergebnisse für die ambulante Suchthilfe diskutiert werden. Sollten Anstrengungen unternommen werden, die Klient(inn)en in solchen Phasen stärker an die Suchthilfe zu binden oder gehören solche Einmalkontakte zu einem typischen Gesamt-Betreuungsverlauf dazu?