Suchttherapie 2015; 16 - S_22_04
DOI: 10.1055/s-0035-1557584

Ergebnisse zur Verlaufsdokumentation der Hamburger ambulanten Suchthilfe am Beispiel von Klientinnen und Klienten mit einem vorrangigem Alkohol- oder Opiatproblem

S Buth 1, E Neumann-Runde 2, MS Martens 2
  • 1Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD)
  • 2Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS)

Einleitung: Die Basisdatendokumentation in den Einrichtungen der Hamburger ambulanten Suchthilfe (BADO) erfasst betreuungsbezogen eine Vielzahl von Inhalten, die in Teilen über die Vorgaben des deutschen Kerndatensatzes hinausgehen. Eine wesentliche Besonderheit stellt die in die BADO integrierte Verlaufsdokumentation (VERLAUDO) dar, welche für eine Vielzahl von Fragestellungen die Situation zu Betreuungsbeginn und zum Ende eines Kalenderjahres (bei Betreuungen die über den Jahreswechsel hinaus andauern) bzw. zum Ende der Betreuung erfasst. Somit können Veränderungen in so unterschiedlichen Bereichen wie dem Konsumstatus, der biografischen und sozialen Situation, der gesellschaftlichen Teilhabe sowie dem gesundheitlichen Zustand der Klientinnen und Klienten im Betreuungsverlauf nachgezeichnet werden. Ausgehend von der Frage, in welchen Bereichen es im Laufe einer ambulanten Betreuung zu evidenten Verbesserungen der Lebenssituation der Betroffenen kommt, sollen in dem Vortrag ausgewählte Ergebnisse der VERLAUDO vorgestellt und diskutiert werden.

Methoden: Die Grundlage der Analysen bilden alle Betreuungen von Alkohol- bzw. Opiatklientinnen und -klienten, die mindestens einen Monat andauerten und im Jahr 2013 abgeschlossen wurden. Da eine relevante Korrelation zwischen Dauer der Betreuung und dem Grad der Veränderung von Merkmalen im Betreuungsverlauf anzunehmen ist, erfolgt die Darstellung der Ergebnisse differenziert nach der Betreuungsdauer, welche in vier verschiedene Kategorien unterteilt wird.

Ergebnisse: Unabhängig von der Hauptsubstanz zeigen sich hinsichtlich der Abstinenzmotivation, der Konsumfrequenz, der psychischen Belastungen und der Häufigkeit der Ausübung von Freizeitaktivitäten bedeutsame positive Veränderungen während des Betreuungsverlaufes. Hingegen können bzgl. vieler sozioökonomischer Merkmale (z.B. Wohnsituation oder Arbeitslosigkeit) wie auch der Unterstützung aus dem sozialen Umfeld nur wenige Klientinnen und Klienten eine Verbesserung ihrer Lebenssituation erreichen.

Diskussion: Die Klientinnen und Klienten des Hamburger ambulanten Suchthilfesystems profitieren in vielen Lebensbereichen in relevantem Maße von den dort in Anspruch genommenen Maßnahmen. Als problematisch ist aber anzusehen, dass wichtige Parameter einer erfolgreichen Lebensführung, wie z.B. die Ausübung einer Erwerbstätigkeit oder auch ein unterstützendes soziales Umfeld, durch Angebote des Hilfesystems kaum verändert werden können. Diesbezüglich müsste seitens der Politik und anderer gesellschaftlicher Akteure nach umsetz- und finanzierbaren Lösungen gesucht werden, damit die durch die Suchthilfe angestoßenen Remissionsprozesse noch häufiger als bisher auch erfolgreich abgeschlossen werden können.