Suchttherapie 2015; 16 - S_25_03
DOI: 10.1055/s-0035-1557593

Klinikübergreifende Katamnesen bei Drogenabhängigkeit

M Fischer 1
  • 1AHG Kliniken Daun Altburg

Einleitung: Für die stationäre abstinenzorientierte Rehabilitation der Drogen- und Mehrfachabhängigkeit liegen nur wenige Studien zur Prozess- und Ergebnisqualität vor. In der Zwischenzeit gehen Daten der Basisdokumentation und der Jahreskatamnesen in klinikübergreifende bzw. bundesweite Erhebungen ein, welche eine wichtige Grundlage für die nationale Gesundheitsberichtserstattung darstellen. Aktuelle Daten zur Prozess- und Ergebnisqualität der abstinenzorientierten Drogenrehabilitation und prädiktive Faktoren des katamnestischen Erfolgs werden vorgestellt.

Methoden: Anhand der Daten von 7 Mitgliedseinrichtungen des Fachverbandes Sucht e.V. zur Basisdokumentation und der Jahreskatamnese des Entlassjahrgangs 2012 (N = 1275), die einen Rücklauf von mindestens 25% erzielt haben, können sowohl klinik-, träger- und verbandsspezifische Aussagen gemacht werden zu Patientenmerkmalen, Angaben zur sozialen und beruflichen Teilhabe, zur Suchtdiagnose, zu psychischen/somatischen Zusatzdiagnosen, zur Behandlungsdauer und zum Behandlungserfolg (z.B. Abschluss der Behandlung). Vorgestellt werden

  • die deskriptive Darstellung der Ergebnisse der Basisdokumentation und der Routinekatamnese (nach DGSS 1 und DGSS 4),

  • eine gesonderte Antworteranalyse (DGSS 3) des Rückfallgeschehens (zu Zeitpunkt, Dauer und Intensität des Rückfalls) und der erlebten Zufriedenheit und Veränderung zum Katamnesezeitpunkt.

Zum Entlassjahrgang 2011 (Daten aus 5 Kliniken, N = 925) wurde eine regressionsanalytische Auswertung zur Identifikation möglicher prädiktiver Faktoren auf das Behandlungsergebnis, das Responderverhalten und auf den katamnestischen Erfolg vorgenommen.

Die Durchführung der 1-Jahres-Katamnese orientiert sich an den „Standards zur Durchführung von Katamnesen bei Abhängigen“ der „Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie“ (1985, 1992, 2001).

Ergebnisse: Die aktuellen Ergebnisse der einrichtungsübergreifenden FVS-Drogenkatamnesen zum Entlassjahrgang 2012 sind als Erfolg zu werten. Nach den neueren Standards („Abstinent nach Rückfall 30 Tage“) des Deutschen Kerndatensatzes liegen die Werte zwischen 21,2 Prozent (DGSS 4) und 70,3 Prozent (DGSS1) für durchgängig Abstinente und Abstinente nach Rückfall (30 Tage vor Befragung).

Als weitere Erfolgsfaktoren der stationären Drogenrehabilitation können die positiven Entwicklungen der Patienten im Jahr nach der Behandlung betrachtet werden. Als wesentliche Prädiktoren für den Behandlungserfolg können die Behandlungsdauer, das Lebensalter und eine planmäßige Entlassform genannt werden.

Diskussion: Die Ergebnisse zur Prozess- und Ergebnisqualität stationärer medizinischer Rehabilitation von Drogenabhängigen zeigen, dass eine abstinenzorientierte Behandlung wirksam ist und man bei vielen Patienten von „gelungenen Rehabilitationsverläufen“ sprechen kann. Die aktualisierte und erweiterte regressionsanalytische Auswertung stützt die bereits vorliegenden Ergebnisse (Fischer et al., 2014, 2015). In Bezug auf diese Ergebnisse werden die Wirkfaktoren der abstinenzorientierten Drogenrehabilitation und Entwicklungsperspektiven diskutiert.