Suchttherapie 2015; 16 - P_30
DOI: 10.1055/s-0035-1557724

Die Alkoholkonsumstörung im DSM-5: Validierungsstudie an Klienten der Suchtberatung mit den Schwerpunkten diagnostische Übereinstimmung zum DSM-IV und Schweregrad der Sucht

D Malz 1
  • 1Psychosoziale Beratungsstelle Nürtingen, Deutschland

Einleitung: Das im Mai 2013 veröffentlichte Klassifikationssystem DSM-5 weist einen für Suchtstörungen stark veränderten Diagnosealgorithmus im Vergleich zum Vorläufer DSM-IV auf.

Die vorliegende Studie untersucht die Auswirkungen des neuen DSM-5 Algorithmus bei Klienten der Suchtberatung mit Alkoholproblemen. Schwerpunkt liegt dabei auf den diagnostischen Verschiebungen im Vergleich zum DSM-IV. Des Weiteren wird die Schweregradeinteilung des DSM-5 auf konvergente Validität überprüft. Dazu werden die Severity of Dependence Scale (SDS), der AUDIT-C und die Anzahl der Trinktage im letzten Monat herangezogen.

Methoden: SDS, AUDIT-C, Trinktage und die DSM-Diagnosekriterien (M-CIDI) wurden mittels Fragebogen im Zeitraum von Februar 2013 bis Mai 2014 bei 212 Klienten einer Suchtberatungsstelle erhoben. DSM-5 und DSM-IV 12-Monats-Prävalenzen werden mittels Kreuztabellen verglichen und auf Übereinstimmung geprüft (prozentuale Übereinstimmung, Cohens-Kappa, Pearson-Korrelation, t-Test). Bivariate Korrelationen werden zur Überprüfung der Validität der DSM-5 Schweregradeinteilung herangezogen.

Ergebnisse: Gemäß DSM-IV erhielten 86,8% und nach dem DSM-5 90,1% der Probanden eine Diagnose (p = 0,052). 50% der Befragten lagen im Bereich der schweren Alkoholkonsumstörung. Zwischen den beiden Diagnosesystemen konnte eine gute Übereinstimmung festgestellt werden (Kappa = 0,701; Pearson-Korrelation = 0,71, 93,9% Übereinstimmung). Bei den einzelnen Diagnosekriterien zeigte das Kriterium „Rechtliche Probleme“ die geringste (14,2%) und „Kontrollverlust – Larger/longer“ (73,1%) die höchste Prävalenz.

Die Anzahl der DSM-5 Kriterien korrelierte stark mit der Gesamtscore des SDS (r = 0,724, p < 0,01) und des AUDIT-C (r = 0,639, p < 0,01) sowie schwach mit den Trinktagen (r = 0,233, p < 0,01).

Diskussion: Das DSM-5 führte in der vorliegenden Stichprobe nur zu einem geringen, nicht-signifikanten Anstieg der Störungsprävalenz. Diagnostische Waisen des DSM-IV konnten vom DSM-5 größtenteils erfasst werden. Die Anzahl der DSM-5 Kriterien konnte als ein guter Schweregradindikator bestätigt werden. Bei den befragten Klienten der Suchtberatung zeigte sich insgesamt ein hohes Störungsniveau mit vielfältigen alkoholbedingten Problemen.