Suchttherapie 2015; 16 - P_31
DOI: 10.1055/s-0035-1557725

Faktorielle Validität des deutschsprachigen Measurements in the Addictions for Triage and Evaluation ICF-core-set and Needs for Care (MATE-ICN 2.1 DE)

J Hempleman 1, A Friedrichs 2, A Buchholz 2
  • 1Ambulanz für Suchterkrankungen, LWL Klinik Münster, Deutschland
  • 2Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Deutschland

Einleitung: Nach Maßgabe der S3-Leitlinie „Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen“ sollen Art und Umfang der Therapie am Schweregrad der Erkrankung und der Beeinträchtigungen der Alkoholabhängigen Patienten ausgerichtet werden. Dazu gehört unabdingbar eine pragmatische Einschätzung bio-psycho-sozialer Faktoren, die anhand der internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der WHO beurteilt werden soll. Der MATE-ICN erfasst die Funktionsfähigkeit von Patienten in Bezug auf die Leistungsbeeinträchtigung, das Ausmaß an Hilfe und Unterstützung, das die Person bereits erhält sowie das Ausmaß existierender Förderfaktoren und Barrieren. Die psychometrischen Eigenschaften, insbesondere die faktorenanalytische Struktur, des MATE-ICN 1.0 wurde geprüft, danach wurde das Instrument aber umfassend revidiert. Neu formulierte Ankerpunkte zu den Itemformulierungen sollen neben weiteren inhaltlichen Anpassungen in der Version 2.1 eine verbesserte Beurteilerübereinstimmung sowie Anwendbarkeit gewährleisten. Eine Überprüfung der faktoriellen Validität des MATE-ICN 2.1 wurde noch nicht vorgenommen. Ziel dieser Untersuchung ist die Replikation der Faktorenstruktur, die für den MATE 1.0 identifiziert wurde.

Methoden: Im Rahmen der BMBF-geförderten Studie „Behandlungsallokation von Patienten mit alkoholbezogenen Störungen mithilfe der Dimensionskennwerte des MATE-Measurements in the Addictions for Triage and Evaluations“ (MATE-LOC; Förderkennzeichen 01GY1114) wurden Patienten im qualifizierten Alkoholentzug nach Abklingen körperlicher Beschwerden mit dem MATE-ICN 2.1 interviewt. Drei der sieben Kennwerte des MATE-ICN (Beeinträchtigung-Total, Beeinträchtigung-Grundanforderungen und Beeinträchtigungen-Beziehungen) stellen latente Dimensionen dar und sollen in der Analyse repliziert werden. Zur Bestimmung der Dimensionalität werden konfirmatorische Faktorenanalysen mit der Software Mplus berechnet. Zur Parameterschätzung wird ein 2-Parameter Normalogiven-Modell für nichtkontinuierliche Daten zugrunde gelegt. Die Anpassungsgüte der Modelle wird dabei multiple Gütekriterien beurteilt: Chi-quadrat Test, Comparative Fit Index (CFI), Tucker Lewis Index (TLI), und der Root Mean Square Error of Approximation (RMSEA).

Ergebnisse: Für die geplante Analyse können aus dem Projekt MATE-LOC Daten von 250 Patientinnen und Patienten ausgewertet werden, die sich aufgrund einer Alkoholabhängigkeit in qualifizierter Alkoholentzugsbehandlung befanden und an der Studie teilgenommen haben. Von diesen Patienten waren 164 (65,5%) männlich, 110 (44,0%) waren erwerbslos Das Durchschnittsalter lag bei 45,2 (SD = 10,3), die Dauer riskanten bzw. abhängigen Alkoholkonsums lag bei 13,3 Jahren (SD = 10,0). Zu Behandlungsbeginn gaben die Patienten Beeinträchtigungen in Aktivitäten und Teilhabe in Höhe von M Beeiträchtigungen-total = 23,15 (SD = 10,4) an.

Diskussion: Die Ergebnisse der psychometrischen Auswertung der latenten Dimensionen des MATE-ICN werden vorgestellt. Basis der Auswertung sind die im Rahmen der MATE-LOC gewonnenen Daten. Die gewonnen Kennwerte zur Dimensionsstruktur des MATE-ICN werden mit den bekannten Kennwerte der Version 1.0. verglichen. Daraus resultierende Hinweise für den Einsatz des MATE-ICN werden erörtert.