Z Gastroenterol 2015; 53 - K9
DOI: 10.1055/s-0035-1558914

EKG-Artefakt durch gastralen Neurostimulator

M Tiller 1, W Schepp 1, F Gundling 1
  • 1Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und gastroenterologische Onkologie, Klinikum Bogenhausen, Städtisches Klinikum München GmbH, München, Deutschland

Einleitung: Elektronische Devices wie bspw. Neurostimulatoren finden zunehmend Anwendung in der Gastroenterologie und Viszeralmedizin, so zum Beispiel in Form von sakralen Nervenstimulatoren, gastralen Hochfrequenzstimulatoren und neuerdings auch Stimulatoren des unteren Ösophagussphincters zur Behandlung der chronischen Refluxerkrankung. Die Anlage derartiger Aggregate verläuft meist problemlos und schwerwiegende Komplikationen sind selten.

Methode: Wir berichten über eine 27-jährige Patientin, bei der vor 3 Jahren ein gastraler Hochfrequenzstimulator zur Behandlung einer schweren diabetischen Gastroparese implantiert wurde. Seither berichtet die Patientin über deutliche Beschwerdebesserung. Von kardialer Seite bestanden keine Vorerkrankungen. Ein vor Implantation angefertigtes EKG zeigte einen normofrequenten Sinusrhythmus bei Indifferenztyp. Im Rahmen der Routineverlaufsdiagonstik nach Implantation zeichneten wir bei der Patientin erneut ein EKG auf.

Ergebnisse: Im nun angefertigten EKG zeigten sich erstmals Spikes (Höhe bis 0,4mV) in allen Ableitungen, vom Erscheinungsbild her einem loss-of-capture bei liegendem Herzschrittmacher ähnelnd. Allerdings wurde bei der Patientin zu keinem Zeitpunkt ein Herzschrittmacher implantiert. In Anbetracht des unauffälligen Vor-EKGs muss davon ausgegangen werden, dass es sich hierbei um Artefakte, hervorgerufen durch den implantierten gastralen Hochfreuqenzstimulator handelt.

Schlussfolgerung: Viszeralmedizinische Neurostimulatoren werden in zunehmender Häufigkeit in der Gastroenterologie bzw. Viszeralchirurgie angewendet. Erstmals beschreiben wir nun das Auftreten von EKG-Artefakten nach Anlage eines gastralen Hochfrequenzstimulators. Bereits zuvor konnten wir ein ähnliches Phänomen nach Anlage eines sakralen Nervenstimulators beschreiben (Reif et al. JAMA 2014). Somit scheint das Auftreten von EKG-Artefakten eine mögliche Folge von Neurostimulatoren im Bereich des Sakrums oder des Magens. Interaktionen mit kardialen Schrittmachern oder implantierten Defibrillatoren sind bis jetzt in der Literatur nicht beschrieben. Ob Artefakte durch Neurostimulatoren zu fehlerhaftem Sensing bei kardiologischen Devices und daraus konsultierenden Fehlfunktionen führen kann, sollte allerdings in zukünftigen Studien zur Sicherheit von Neurostimulatoren untersucht werden.