Z Gastroenterol 2015; 53 - KG022
DOI: 10.1055/s-0035-1559048

Die Aufwendungen für die universitäre Behandlung von PatientInnen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen im Vergleich zu anderen hochschulmedizinischen Fällen in der Gastroenterologie und Hepatologie sind fast doppelt so hoch und werden nicht vollständig durch DRGs abgebildet

D Baumgart 1, M le Claire 2
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik m.S. Gastroenterologie und Hepatologie, Berlin, Deutschland
  • 2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Unternehmenscontrolling, Berlin, Deutschland

Einleitung: Die Behandlung von Patienten mit Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) stellt eine gesundheitsökonomische Herausforderung für alle Gesundheitssystem dar.

Material und Methoden: Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wurden über die lCD-10-GM Code Gruppen K50 und K51 identifiziert. In einem Vollkostenansatz wurden die tatsächlichen Ausgaben mit den Erlösen gemäß G-DRG (Basisrate 2985 €) und Nicht-DRG Erlösen (Zusatzentgelte E2, E3.2, NUB, §6.2a) verglichen und in detaillierten Kostenarten- und Kostenstellenrechungen aufgeschlüsselt.

Ergebnisse: Von 3093 stationären Fällen im Jahre 2012 in unserer Klinik wurden 164 Fälle mit MC und 157 mit CU behandelt. Die PatientInnen waren im Durchschnitt 44,1 (MC 44,9 CU 43,3 vs. alle 58) Jahre alt, verweilten 10,1 (MC 11,8 CU 8,4 vs. alle 8) Tage, hatten 5,8 (MC 6,4 CU 5,2 vs. alle 6,8) Nebendiagnosen, erhielten 7,4 (CD 7,7 UC 7 vs. alle 6,2) Prozeduren gemäß OPS, hatten ein höheres Fallgewicht (CW) (MC 2,8 CU 2,4 vs. alle 1,6) und erforderten eine aufwändigere pflegerische Betreuung (PRR). Die CED Fälle wurden vom 2012 Grouper aus unterschiedlichen Hauptdiagnosen (MC 29 CU 31), Nebendiagnosen (MC 388 CU 295) und Prozeduren (MC 167 CU 225) in Leistungsprofilgruppen (MC 9 CU 12) und DRGs (MC 33 CU 28) gruppiert. Ihre Behandlung war aufwendiger (Mittlere Gesamtkosten pro Fall: CED 8477 € MC 9051 € CU 7903 € vs. alle 5078 €). Der Aufwand wurde jedoch nicht vollständig durch DRG Erlöse kompensiert (Mittlere DRG Erlöse pro Fall: CED 7413 €, MC 8441 €, CU 6384 € vs. alle 4758 €). Hier haben wir ein erhebliches, erkrankungsspezifisches Missverhältnis bei Kostenstellen und Kostarten gefunden, insbesondere bei Personalkostenbudgets für die Normalstation und den medizinischen Sachkosten. Nicht-DRG Erlöse, obwohl höher (CED 16,1% vs. alle 8,2%), gleichen sie die Defizite in der Gesamtdeckungsanalyse nicht aus. Medikamente (Antiinfektiva, Biologika und Blutprodukte) und medizinische Sachkosten (Endoskopie, Bildgebung, Intensivmedizin, Dialyse, extrakorporale Leberunterstützung) sowie bei MC auch nicht-medizinische Infrastrukturkosten tragen am meisten zum Defizit bei.

Schlussfolgerungen: DRGs gefährden die adäquate hochspezialisierte Versorgung der bedürftigsten CED Patienten in universitären Zentren.