Z Gastroenterol 2015; 53 - KG203
DOI: 10.1055/s-0035-1559229

Medullärer Phänotyp als negativer prognostischer Marker bei frühen Adenokarzinomen des Magens und des gastroösophagealen Übergangs

C Treese 1, P Sanchez 2, H Bläker 3, I Anagnostopoulos 3, M Kruschewski 4, O Haase 5, B Siegmund 1, M Hummel 3, S Daum 1
  • 1Charité Berlin, Klinik für Gastroenterologie, Rheumatologie und Infektiologie, Berlin, Deutschland
  • 2Charité Berlin, Campus Benjamin Franklin, Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatology, Berlin, Deutschland
  • 3Charité Berlin, Institut für Pathologie, Berlin, Deutschland
  • 4Städtisches Klinikum Solingen, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Solingen, Deutschland
  • 5Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Mitte, Klinik für Viszeralchirurgie, Berlin, Deutschland

Einleitung: Patienten mit frühen Adenokarzinomen des gastroösophagealen Übergangs und des Magens (AGÖ) (T1/2N0M0) haben nach operativer Therapie mit 92% krankheitsspezifischem Überleben (KSÜ) nach 5 Jahren eine gute Prognose (Borie et al. 2014). Durch Intensivierung der Therapie bei Patienten mit hohem Rezidivrisiko könnte die Prognose weiter verbessert werden. In einer retrospektiven Analyse haben wir morphologische und molekulare prognostische Marker (siehe DGVS Abstract 2014) für AGÖ-Frühkarzinome untersucht. Die vorliegende abschließenden Analyse untersucht den Einfluss des medullären Subtyps auf das Rezidivrisiko.

Methode: In die Studie wurden retrospektiv Patienten mit AGÖ (T1/2N0M0), die zwischen 1993 und 2010 an der Charité-Universitätsmedizin Berlin operativ behandelt wurden, eingeschlossen. Die histopathologische Untersuchung wurde an Hämotoxylin-Eosin gefärbten Paraffinschnitten durch einen erfahren Pathologen (H.B.) durchgeführt. Die statistische Analyse erfolgte mittels X2-Test oder Rank-log Test.

Ergebnisse: Eingeschlossen wurden 80 Pt. (w = 37, mittleres Alter 64 Jahre) mit einem mittleren Beobachtungsraum von 124 Monaten. Das 5-Jahres KSÜ war 94,8%. Bei 6 Patienten (7,5%) trat im Verlauf ein Rezidiv auf. Histopathologisch konnten 9 Tumore mit einem medullären Phänotyp (11,3%) identifiziert werden. Bei 3 dieser Patienten trat im Verlauf ein Rezidiv auf. Patienten mit medullären Phänotyp hatten ein signifikant schlechteres 5-Jahres KSÜ von 75% vs. 97,1% (p < 0,0001) (siehe Abbildung). In der Gruppe der medullären Karzinome fanden sich signifikant mehr T2 Tumore (66,7% vs. 31,0%; p = 0,034).

Diskussion: Die vorliegende Studie untersucht erstmalig die Subpopulation medullärer Karzinome bei Adenokarzinomen des Magens und des gastroösophagealen Übergangs und kann diese als Riskogruppe mit schlechter Prognose identifizieren. Bisher existieren keine Beschreibungen zu diesem Subtyp bei AGÖ in kaukasischen Subpopulationen. Die Validität und Stärke dieses allein histomorphologisch prognostischen Markers muss in weiteren Krankheitsstadien und in größeren Patientenkollektiven untersucht werden.

Diese Studie wurde von der Berliner Krebsgesellschaft gefördert (DAFF201101).