Z Gastroenterol 2015; 53 - KG207
DOI: 10.1055/s-0035-1559233

Der Stellenwert der Temozolomid-basierten Chemotherapie in gastroenteropankreatischen und bronchopulmonalen NEN in einer multizentrischen Analyse des Deutschen NET-Registers

S Maasberg 1, M Bacher 1, A Rinke 2, H Lahner 3, N Unger 3, D Quietzsch 4, N Begum 5, C Fottner 6, M Pavel 7, U Pape 1
  • 1Universitätsmedizin Charité – Campus Mitte, med. Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Gießen-Marburg, Standort Marburg, Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie, Marburg, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Essen, Klinik für Endokrinologie und Stoffwechsel, Essen, Deutschland
  • 4Klinikum Chemnitz gGmbH, Innere Medizin II – Zentrum für neuroendokrine Tumore, Chemnitz, Deutschland
  • 5Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Chirurgie, Lübeck, Deutschland
  • 6Universitätsmedizin Mainz, I. med. Klinik u. Poliklinik, Schwerpunkt Endokrinologie und Stoffwechsel, Mainz, Deutschland
  • 7Universitätsmedizin Charité – Campus Virchow Klinikum, med. Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin, Deutschland

Einleitung: Eine Monotherapie mit Temozolomid (TEM) sowie die Kombinationstherapie mit Capecitabine (TEM/CAP) stellen ein neuartiges Therapieregime in der Behandlung pankreatischer und bronchopulmonaler NET-G1/G2 sowie hochproliferativer neuroendokriner Neoplasien (NEN) mit guter Effektivität dar. Über die Bedeutung einer TEM-basierten Chemotherapie in Deutschland ist bislang wenig bekannt.

Methoden: In einer retrospektiven, multizentrischen Studie aus Deutschland wurden Patienten mit histologischen gesicherter NEN und Behandlung mit einer TEM-basierten Chemotherapie aus 5 Zentren des deutschen NET-Registers eingeschlossen und der Einfluss von TEM oder TEM/CAP evaluiert. Die statistische Analyse erfolgte mit SPPS 21.0.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 66 Patienten (Pat.) mit einem medianen Alter von 54,5 Jahren bei Erstdiagnose identifiziert. Die Primärtumoren waren im Pankreas (n = 47, pNEN), bronchopulmonal (n = 9, bNEN) oder intestinal (n = 3, iNEN) lokalisiert. Bei 5 Pat. war die Lokalisation unbekannt und bei 3 Pat. fand sich eine andere Primärtumorlokalisation. Insgesamt erhielten 53 Pat. eine Kombinationstherapie aus TEM/CAP und 13 Pat. eine Monotherapie (TEM). Eine TEM-basierte Chemotherapie war in 10% der Fälle die 1., in 26% die 2. und in 25% die 3. Therapielinie. Als bestes radiologisches Ansprechen fand sich bei 24% der Pat. eine partielle Remission (PR), während eine Stabilisierung der Erkrankung (SD) bei 46% gelang. Bei NET-G2 Patienten fand sich in 16% eine PR und in 51% eine SD. Im Gegensatz hierzu fand sich bei NEN-G3 Pat. in 58% der Fälle eine PR und in 17% eine SD. Das mediane Gesamtüberleben lag bei 43 Monaten, die mediane Zeit bis zum Progress (mTTP) bei 8 Monaten. In pNEN fand sich eine mTTP von 8 Monaten, wohingegen die mTTP in bNEN bei 6 Monaten lag. In NET-G2 Pat. wurde eine mTTP von 9 Monaten erreicht, in NEC-G3 von 8 Monaten. NET-G3 Patienten, welche eine kleine Subgruppe darstellten, zeigten eine mTTP von 16 Monaten.

Schlussfolgerung: In der täglichen Routine bewirkt eine Temozolomid-basierte Chemotherapie bei fortgeschrittenen NEN eine gute Erkrankungskontrolle, bei im Vergleich zur Literatur jedoch geringerer Ansprechrate, was möglicherweise auf den späteren Einsatz der TEM-basierten Chemotherapie in dieser Kohorte zurückzuführen ist.