Z Gastroenterol 2015; 53 - KG216
DOI: 10.1055/s-0035-1559242

Neuer Score zur Prädiktion maligner Gallengangsobstruktion auf Basis biochemischer und klinischer Marker

T Meister 1, M Uphoff 2, A Heinecke 3, D Domagk 2, S Kunsch 4, A Lindhorst 4, V Ellenrieder 4, H Heinzow 5
  • 1HELIOS Albert-Schweitzer-Klinik Northeim, Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie, Northeim, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik B, Münster, Deutschland
  • 3Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Biometrie und klinische Forschung, Münster, Deutschland
  • 4Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Gastroenterologie II, Göttingen, Deutschland
  • 5Universitätsklinikum Münster, Klinik für Transplantationsmedizin, Münster, Deutschland

Einleitung: Die frühzeitige Differenzierung maligner von benigner Obstruktionen der Gallengänge ist von enormer Bedeutung. Ziel unserer Studie war die Identifizierung geeigneter biochemischer und klinischer Prädiktoren um eine maligne Gallenwegsobstruktion bei Patienten mit Cholestase vorherzusagen. Hierfür entwickelten wir ein Prädiktionsmodell durch Kombination geeigneter prä-therapeutischer Patientencharakteristika. Eine web-basierte Anwendung wurde entwickelt für die einfache Bestimmung der Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer malignen Gallenwegsstenose (www.pmal-score.org). Material und Methoden: 1135 Patienten des Universitätsklinikums Münster (medianes Alter 66[52 – 75] Jahre, 53% männlich) mit Gallengangsobstruktion verschiedender Genese wurden retrospektiv evaluiert. Mittels multivariater logistischer Regressionsanalyse konnten unabhängige Faktoren identifiziert werden, die signifikant häufiger für eine maligne Gallengangsobstruktion sprachen. Ein prädiktiver Risikoscore wurde mittels ROC-Analyse etabliert und auf eine externe Validierungskohorte der Universitätsmedizin Göttingen mit 101 Patienten angewendet. Ergebnisse: 394 Patienten hatten eine histologisch gesicherte maligne Gallengangsobstruktion. Bei 741 Patienten konnte eine benigne Genese gezeigt werden (entweder durch chirurgische Exploration oder Langzeit-follow-up von mindestens 12 Monaten). Die multivariate Analyse identifizierte verschiedene klinische Faktoren, die positiv prädiktiv für Malignität sprachen. Auf der Basis von acht Prädiktoren wurde der Risikoscore pmal = 1/1+exp(-x) entwickelt (X = 0,025*[Alter]+1,239*[1 wenn Gewichtsverlust, sonst 0]-0,235*[1 wenn Schmerzen, sonst 0]+0,649*[1 wenn Diabetes, sonst 0]+0,896*[1 wenn Ikterus, sonst 0]+0,109*[Serum-Bilirubin]+0,0007*[Serum-γ-GT]+0,0003*[Serum-AP]-4,374). Eine signifikante Korrelation zwischen der vorhergesagten Malignität und der tatsächlichen Malignität konnte durch ROC-Analyse gefunden (AUC: 0,862; 95% CI 0,838 – 0,886, p < 0,0001) und mithilfe der Göttinger Validierungskohorte bestätigt werden. Schlussfolgerung: Unser Score pmal ist der erste verfügbare prädiktive Risikoscore zur früheren Diagnose einer malignen Gallengangsobstruktion mit hoher Vorhersagekraft. Morbidität und Mortalität solcher Patienten könnten reduziert werden.