Z Gastroenterol 2015; 53 - KC055
DOI: 10.1055/s-0035-1559445

Elektrische Stimulationstherapie zur Behandlung der GERD: Erste Ergebnisse einer prospektiven Multicenter-Observationsstudie

H Schulz 1, M Kemen 2, E Eypasch 3, J Pedersen 4, R Weise 5, J Labenz 6
  • 1EvK Castrop-Rauxel, Klinik für Chirurgie, Castrop-Rauxel, Deutschland
  • 2Evangelisches Krankenhaus Herne, Klinik für Chirurgie, Herne, Deutschland
  • 3Heilig-Geist-Krankenhaus Köln-Longerich, Klinik für Chirurgie, Köln, Deutschland
  • 4University Hospital Aarhus, Department of Surgery, Aarhus, Dänemark
  • 5St.-Marien-Stift, Klinik für Allgemein- und Bauchchirurgie, Friesoythe, Deutschland
  • 6Diakonie-Klinikum, Jung-Stilling-Krankenhaus, Medizinische Klinik, Siegen, Deutschland

Einleitung: Die elektrische Stimulation des unteren Ösophagussphinkters (ES-LES) ist wirksam und sicher. Bisher gibt es aber keine Daten aus der klinischen Routine.

Material und Methoden: In einer prospektiven Multicenter-Studie zur Evaluation von ES-LES wurden demographische Daten, Symptome (GERD health related quality of life score (GERD-HRQL) für Refluxsymptome, GI symptom questionnaire für andere Symptome wie respiratorische Beschwerden, Dysphagie und Fähigkeit aufzustoßen und zu erbrechen), Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) und fakultativ die Säureexposition erfasst. Die Daten werden von allen operierten Patienten präoperativ und in der Langzeit-Nachbeobachtung erhoben. Es handelt sich um eine fortlaufende Studie.

Ergebnisse: Aktuell wurden 37 Patienten in deutschen Zentren operiert, 18 von ihnen haben die Visite 6 Monate postoperativ erreicht. Alle Patienten zeigten eine Besserung ihres GERD-HRQL Score. Insgesamt fiel der mittlere Score von 21,6 ± 1,1 präoperativ auf 8,1 ± 1,5 nach 6 Monaten (p < 0,001). Bei Patienten, die sowohl präoperativ als auch nach 6 Monaten eine Langzeit-pH-Metrie erhielten, fiel die Säureexposition der Speiseröhre von 18,6 ± 4,9% auf 4,4 ± 0,9% nach 6 Monaten (p = 0,125). Der Anteil der Patienten mit moderater bis schwerer Regurgitation fiel von präoperativ 79% auf 36% nach 6 Monaten. Schlafstörungen durch Refluxsymptome (35% präoperativ) sistierten in allen Fällen. Rezidivierend Husten tagsüber beklagten 22% der Patienten präoperativ und keiner nach 6 Monaten, der Anteil der Patienten mit nächtlichem Husten fiel von 11% auf 6% und derjenige von Patienten mit Kurzatmigkeit von 17% auf 11%. Kein Patient hatte nach 6 Monaten eine relevante Dysphagie. Gelegentlich leichtere Schluckbeschwerden wurden von 29% der Patienten präoperativ und von 20% nach 6 Monaten angegeben. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten bei keinem Patienten auf, ebenso keine Probleme beim Aufstoßen oder Erbrechen. Auch musste keine Re-Operation erfolgen.

Schlussfolgerung: LES-ES ist im klinischen Alltag wirksam und sicher mit Verbesserung der Lebensqualität und Beendigung einer PPI-Dauertherapie bei zwei Drittel der Patienten. Das Verfahren kann für gut selektierte Patienten als Behandlungsoption in Erwägung gezogen werden.