Z Gastroenterol 2015; 53 - KC076
DOI: 10.1055/s-0035-1559466

Chirurgische Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen: Benefit der periduralen Anästhesie

T Vowinkel 1, K Roegge 1, R Mennigen 1, M Laukötter 1, T Volkert 2, K Hahnenkamp 3, N Senninger 1, E Rijcken 1
  • 1Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Münster, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Münster, Klinik für Anästhesie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Münster, Deutschland
  • 3Universitätsmedizin Greifswald, Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerzmedizin, Greifswald, Deutschland

Einleitung. Für die Anwendung der periduralen Anästhesie (PDA) bei immunsupprimierten bzw. immunkompromittierten Patienten gibt es bislang wenig Evidenz. Im Folgenden haben wir daher an unseren Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED), die mehrheitlich zum Zeitpunkt der Operation unter immunsuppressiver Therapie standen, das perioperative outcome der Patienten mit und ohne PDA analysiert.

Material und Methoden. In den vergangenen 6 Jahren wurden in unserer Klinik 366 Patienten mit CED operiert (252 Patienten mit Morbus Crohn, 114 Patienten mit Colitis ulcerosa). 204 Patienten standen zum Zeitpunkt der Operation unter immunsuppressiver Therapie. Die retrospektive Analyse vergleicht die Ergebnisse von Patienten mit einer PDA und ohne eine PDA sowohl ohne immunsuppressive als auch mit immunsuppressiver Therapie anhand von klinischen Daten, allgemeinen und PDA spezifischen Komplikationen inklusive notwendiger Revisionsoperationen und Interventionen.

Ergebnisse: Patienten mit CED, die eine PDA erhielten, gaben postoperativ signifikant weniger Schmerzen an als Patienten ohne PDA (Median 2 versus 3, p < 0,05), sie benötigten weniger abführende Maßnahmen, hatten eine früher einsetzende Verdauung und erreichten schneller Vollkost, was bei Patienten mit Morbus Crohn signifikant war (Tag 3,4 mit PDA versus Tag 4,3 ohne PDA, p < 0,05). Sowohl in der Gruppe der Patienten mit Morbus Crohn als auch mit Colitis ulcerosa wurden Patienten mit PDA weniger häufig operativ revidiert, unabhängig davon ob sie immunsupprimiert waren oder nicht. Immunsupprimierte Patienten mit einer PDA zeigten keine signifikanten Unterschiede im perioperativen outcome im Vergleich zu Patienten ohne Immunsuppression und PDA.

Schlussfolgerungen. Die peridurale Anästhesie ist bei Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung (CED) ein sicheres Verfahren. Bei Patienten mit einer CED scheint die Immunsuppression keinen Risikofaktor für PDA assoziierte Komplikationen darzustellen. CED Patienten mit PDA profitieren von dieser Form der Anästhesie und sind schneller rekonvaleszent als Patienten, die keine PDA erhalten haben.