Hintergrund: Der Zusammenhang zwischen Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und Gesundheit
wurde international vielfach analysiert und vor dem Hintergrund der multiple-role-burden-
und multiple-role-attachment-Hypothese kontrovers diskutiert. Da die Ergebnisse im
Kontext der jeweiligen Sozialsysteme zu interpretieren sind und für Deutschland für
die selbst eingeschätzte Gesundheit keine Ergebnisse zur Interaktion aller drei sozialen
Rollen vorliegen, versucht die vorliegende Analyse diese Lücke zu schließen. Methodik: Datenbasis bildet die GEDA-Studie, die vom Robert Koch-Institut 2009/2010 mittels
telefonischer Interviews durchgeführt wurde. Die Stichprobe besteht aus 35.105 Frauen
und Männern (18 – 64 Jahre). Mittels nach Geschlecht stratifizierter, logistischer
Regressionen wird die Bedeutung von Partner-, Eltern- und Erwerbsstatus für die selbst
eingeschätzte Gesundheit (sehr gut/gut versus mittelmäßig/schlecht/sehr schlecht)
geschätzt (1. ohne Interaktionen, 2. Interaktionen zwischen zwei sozialen Rollen,
3. Interaktion aller drei sozialen Rollen; Referenzgruppe: Zusammenleben mit Partner/in
und Kind/ern, Vollzeiterwerbstätigkeit; adjustiert für Alter, Sozialstatus und soziale
Unterstützung). Ergebnisse: Insbesondere Nichterwerbstätigkeit ist sowohl bei Frauen als auch bei Männern unabhängig
vom Partner- und Elternstatus mit einer als nicht gut eingeschätzten Gesundheit assoziiert;
die Odds Ratios fallen bei Männern aber deutlich höher aus als bei Frauen. Bei Frauen
zeigen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Teilzeit- und Vollzeiterwerbstätigen.
Nur alleinerziehende Vollzeit erwerbstätige Mütter weisen im Vergleich zur Referenzgruppe
eine höhere „Chance“ für eine nicht gute Gesundheit auf. Bei Männern ist hingegen
neben der Nichterwerbstätigkeit auch eine Teilzeiterwerbstätigkeit (allerdings mit
geringeren Effektstärken) mit einer nicht guten Gesundheit assoziiert. Eine Ausnahme
bilden alleinerziehende Väter, bei denen keine Unterschiede zwischen Teil- und Vollzeiterwerbstätigkeit
bestehen. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse verweisen auf die hohe Bedeutung von Erwerbstätigkeit für beide Geschlechter
und in allen familiären Lebensformen. Bei der Teilzeiterwerbstätigkeit sind jedoch
Geschlechterunterschiede festzustellen. Für die Alleinerziehenden lassen sich die
Ergebnisse dahingehend interpretieren, dass durchaus Vereinbarkeitsprobleme zwischen
Familie und Vollzeiterwerbstätigkeit zu bestehen scheinen. Die Fallzahl der alleinerziehenden
Väter ist allerdings sehr klein. Aussagen zur Zusammenhangsrichtung sind mit GEDA-Querschnittsdaten
nicht möglich.