Hintergrund: Das öffentliche Gesundheitswesen ist sowohl Handlungsfeld als auch anwendungsorientierte
Wissenschaft, an der viele Fachdisziplinen und Professionen beteiligt sind. Gerade
im Öffentlichen Gesundheitsdienst wirken methodisch und fachlich mehrere medizinische
Fachdisziplinen und verschiedene Berufsgruppen bei der Erbringung der Gesundheitsdienstleistungen
zusammen. Die Versorgungsforschung zeichnet sich ebenfalls durch ein hohes Maß an
Multidisziplinarität und -professionalität aus und ist bestrebt, alle wissenschaftlichen
Disziplinen und alle in der Versorgung tätigen Berufsgruppen für umfassende Forschungsaktivitäten
zu integrieren. Im Bereich des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ist aber zu konstatieren,
dass die Versorgungsforschung Entwicklungspotenzial hat, weil es häufig an tragfähigen
Strukturen für Versorgungsforschung und Theorienentwicklungen mangelt. Methodik: Die vorhandenen theoretischen Modelle und Instrumentarien der Versorgungsforschung
müssen für eine verstärkte Anwendung im Öffentlichen Gesundheitsdienst und öffentlichen
Gesundheitswesen bewertet und weiter spezifiziert werden, da diese primär auf die
Patientenversorgung und Behandlung im klinischen Bereich abzielen. Sie können im Öffentlichen
Gesundheitsdienst vom Wesensgehalt der Aufgaben in vielen Handlungsfeldern nicht ohne
weitere Anpassungen angewandt werden. Ergebnisse: Für diesen Zweck wird ein systemtheoretisches Modell der Versorgungsforschung speziell
für den Öffentlichen Gesundheitsdienst als Grundlage vorgeschlagen. Es baut auf einem
Modell der Gesundheitssystemforschung von Schwartz und Busse (2012) und einem „Input
– Throughput – Output – Outcome“-Modell der Versorgungsforschung von Pfaff (2003)
auf. Als theoretisches Basismodell für die Versorgungsforschung im öffentlichen Gesundheitswesen
und Öffentlichen Gesundheitsdienst bietet es eine hohe Kompatibilität zu dem heterogenen
Aufgabenprofil. Es bildet die Makro-, Meso- und Mikroebene im Gesundheitssystem als
adäquate Analyseebenen der Versorgungsforschung für den Öffentlichen Gesundheitsdienst
in seinen Zuständigkeitsbereichen ab. Diskussion: Auf der einen Seite bieten die Aufgaben- und Kompetenzbereiche im Öffentlichen Gesundheitsdienst
viele Ansatzpunkte und Zugangswege für die Versorgungsforschung. Auf der anderen Seite
sind im Öffentlichen Gesundheitsdienst für die Bewältigung der großen Herausforderungen
im Gesundheitswesen mehr Ergebnisse der Begleit- und Ergebnisforschung und verstärkt
Ansätze von „New Public Health“ erforderlich.
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