Zusammenfassung
Ziel der Studie: Analysen von Routinedaten der Krankenkassen nehmen in Public Health und Versorgungsforschung
eine immer wichtigere Rolle ein. Da es in Deutschland eine Vielzahl an unterschiedlichen
Kassen gibt, müssen die regionalen und soziodemografischen Besonderheiten von Kassenpopulationen
berücksichtigt werden. Wir untersuchten, inwieweit kassenspezifische Unterschiede
bei soziodemografischen und gesundheitsbezogenen Merkmalen regional variieren.
Methodik: Grundlage bieten die Daten der GEDA-Studie 2009 und 2010, die mittels telefonischer
Befragung erhoben wurden (n=42 534). Es wurden sozioökonomische Faktoren, Informationen
zum Wohnort sowie gesundheitsrelevante Variablen zum subjektiven Gesundheitszustand,
Gesundheitsverhalten und kardiovaskuläre Erkrankungen analysiert.
Ergebnisse: Regional betrachtet finden sich die wenigsten Privatversicherten in östlichen Regionen.
Versicherte in einer AOK haben im Vergleich zu anderen GKVen und PKV einen niedrigeren
sozioökonomischen Status und einen höheren Anteil an Personen mit Migrationshintergrund.
Ähnliche Ergebnisse finden sich beim Raucher-Status, bei Adipositas und kardiovaskulären
Erkrankungen. Dieser Gradient zwischen den Kassen findet sich bei vielen, jedoch nicht
allen regionalen Analysen.
Schlussfolgerung: Vor allem die Unterschiede bei sozioökonomischen Variablen in Abhängigkeit der Kassenzugehörigkeit
sind relativ konstant in allen Regionen ausgeprägt. Es zeigt sich, dass Analysen einzelner
gesetzlicher Kassen – egal ob sie regional oder bundesweit tätig sind – schwer auf
die Gesamtbevölkerung übertragen werden können. Für möglichst präzise Aussagen, sei
es zur Beschreibung von Versorgung, Morbidität oder zur Qualitätssicherung, sind demnach
kassenübergreifende Datensätze wünschenswert.
Abstract
Objectives: Analyses of health insurance claims data are getting more important in public health
and health services research. Since there are several different health insurance funds
in Germany, the specific characteristics of regional and socio-demographic population
covered by a single fund has to be considered. The aim of this study is to evaluate
the differences in socio-demographic and health-related variables between health insurance
funds.
Methods: This study is based on the GEDA-Study 2009 and 2010, 2 representative cross-sectional
telephone surveys (n=42 534). We included socio-economic factors as well as information
on area of residence and health-related variables to health status, health behavior
and cardiovascular diseases.
Results: There are fewer privately insured persons in the eastern regions of Germany. Insurants
of the public health insurances have a lower socio-economic status and many have a
migration background. Similar results can be found for smoking, obesity and cardiovascular
factors. These differences between funds were found in many regional analyses.
Conclusions: Especially differences in socio-economic factors are constant between insurance funds
and regions. Therefore, the results show that analyses of one single health insurance
fund cannot be generalized to the whole population. To ensure precise estimates on
health services, morbidity or quality monitoring, we need data sets that integrate
more funds.
Schlüsselwörter
Versorgungsforschung - Routinedaten - regionale Ungleichheit - Krankenversicherung
Key words
health services research - claims data - regional variation - health insurance