Zeitschrift für Phytotherapie 2015; 36 - V16
DOI: 10.1055/s-0035-1565944

Menthacarin beim Reizdarmsyndrom – erste Erfahrungen anhand eines Fallberichtes

A Madisch 1, M Harkenthal 2
  • 1Gastroenterologie, Interventionelle Endoskopie, Diabetologie, KRH-Klinikum Region Hannover, KRH-Klinikum Siloah, Hannover, Deutschland
  • 2Abteilung Medizinische Wissenschaften, Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG, Karlsruhe, Deutschland

Funktionelle Magen-Darm-Störungen (FMS), allen voran die funktionelle Dyspepsie (FD) und das Reizdarmsyndrom (RDS), zählen mit einer Prävalenz von 10 – 20% zu den häufigsten funktionellen gastrointestinalen Störungen. Die Therapie richtet sich nach den vorrangigen Beschwerden, da eine exakte Trennung zwischen FD und RDS wegen der häufig überlappenden Symptomatik nicht immer möglich ist. Auf Basis von kontrollierten Studien werden Phytotherapeutika mittlerweile bei der Behandlung von FMS in den Leitlinien empfohlen [1]. In mehreren kontrollierten Studien konnte die Wirksamkeit von Menthacarin*, einer proprietären Kombination ätherischer Öle mit spezifizierter Qualität aus Mentha x piperita L. (90 mg WS® 1340) und Carum carvi (50 mg WS® 1520), bei Patienten mit FD gezeigt werden. In einer Subgruppenanalyse von 5 randomisierten Doppelblindstudien reduziert Menthacarin auch signifikant begleitende RDS-Symptome bei Patienten mit FD [2], sodass sich Menthacarin auch als Behandlungsoption bei RDS-Patienten anbietet.

Der vorliegende Fallbericht handelt von einer 55-jährigen Patientin, die sich über Jahre wegen einer FD immer wieder in ärztlicher Behandlung befand. In den letzten Monaten wechselte die Symptomatik von Oberbauch- zu Mittel- und Unterbauchschmerzen mit begleitenden Stuhlunregelmäßigkeiten bei starkem Meteorismus. Die reevaluierende Diagnostik (u.a. Labor, Sonografie, hohe Koloskopie) erbrachte keinen pathologischen Befund außer einem elongierten Sigma und einer Rektozele (Defäkografiebefund). Da man diese Befunde für die Beschwerden anschuldigte, wurde eine operative Sigmaresektion und Rektopexie durchgeführt. Nach der Operation persistierten jedoch die Beschwerden, die unter Anwendung der Leitliniendefinitionen einem RDS entsprachen. Aufgrund des Beschwerdespektrums mit abdominellen Schmerzen und Meteorismus wurde ein Therapieversuch mit Menthacarin eingeleitet. Nach 6 Wochen Therapie konnten die Beschwerden nahezu komplett beseitigt werden.

Dieser Fall zeigt, dass Patienten mit RDS z.T. unnötigen Operationen unterzogen werden. Menthacarin ist eine phytotherapeutische Behandlungsoption bei Patienten mit RDS mit vordringlicher Schmerz- und Blähsymptomatik. Ziel ist es, dass die aktuellen positiven Therapieerfahrungen mit Menthacarin bei vielen Patienten mit RDS in einer placebokontrollierten Studie bestätigt werden.

[1] Layer P et al. Z Gastroenterol 2011; 49: 237 – 293

[2] Madisch A et al. Z Gastroenterol 2014; 52: FV30

* Menthacarin® ist der Wirkstoff des Produktes Carmenthin® (Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG, Karlsruhe)