Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - FV10_3
DOI: 10.1055/s-0035-1566513

Sektio im Perinatalzentrum: ROBSON- vs. indikationsbasierte Klassifikation

M Langer 1, R Neuhauser 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und Fetomaternale Medizin, Wien, Austria

Ziel: Die Robson-Klassifikation wurde von der WHO wiederholt als Vergleichsmaß für die Sektiofrequenz vorgeschlagen. Es wurde aber bezweifelt, ob diese 10-Gruppen-Einteilung das Patientinnenspektrum eines Perinatalzentrums angemessen wiedergibt. Wir haben daher die Sektioindikationen der Abteilung für Geburtshilfe der UFK Wien sowohl nach Robson (R) als auch nach einer selbst entworfenen, indikationenbasierten Klassifikation (LN) bewertet.

Methodik: Unsere Kategorisierung enthält 20 Items in 5 Gruppen: anamnestische, maternale, fetale und geburtsdynamische Indikationen sowie die ‚Sektio auf Wunsch der Schwangeren‘. Wir werteten die Sektioindikationen des Geburtsjahrgangs 2014 auf Basis der routinemäßigen Geburtendokumentation aus und verglichen die Robson- vs. die eigene Klassifikation.

Ergebnisse: Mit beiden Klassifikationen war es retrospektiv möglich, einen hohen Prozentsatz aller Indikationen eindeutig zuzuordnen (R: 100%, LN: 99%). Die Besetzung der einzelnen Zellen war in der LN-Version ausgeglichener: die 20 Zellen in 5 Gruppen waren gleichmäßig gefüllt, die Range zwischen niedrigstem und höchstem Wert war 16,1 (0,7 – 16,8), während in R die Range 28% betrug (0 – 28%). Die typischen Indikationen eines Perinatalzentrums, die in R nicht repräsentiert sind, bilden sich in der LN-Klassifikation gut ab: kindliche Fehlbildungen 4,6%, schwere mütterliche Erkrankungen 10%, Substitutionsbehandlung 0,7%, Patientinnen mit Mehrfachindikation 27%. Mit der LN-Klassifikation konnte auch gezeigt werden, dass die ‚Sektio auf Wunsch‘ selbst in einer Abteilung mit liberaler Einstellung dazu nur 6,5% aller Sektiones beträgt.

Schlussfolgerung: Die ‚LN-Klassifikation‘ erscheint besser geeignet, die differenzierten Sektioindikationen und damit den Grad der Regionalisierung eines Perinatalzentrums wiederzugeben als die R-Klassifikation. Letztere sollte dem Vergleich zwischen Gesundheitssystemen in Ländern mit hohem vs. niedrigem Durchschnittseinkommen vorbehalten bleiben.