Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P07_7
DOI: 10.1055/s-0035-1566651

Behandlung eines PPROM mit Anhydramnion in der 22. SSW mit kontinuierlicher Amnioninfusion 100 ml/h mit intraamnialer Surfactant- und Antibiotikagabe über ein perinatales Portsystem – erste Erfahrung

J Conrad 1, G Seliger 1, R Haase 2, M Tchirikov 1
  • 1Universitätsklinik Halle, Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Zentrum für Fetalchirurgie, Halle, Germany
  • 2Universitätsklinik Halle, Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Halle, Germany

Fragestellung: Kann eine Verbesserung des neonatalen Outcomes beim PPROM mit Anhydramnion unter o.g. intraamnialer Therapie über ein perinatales Port-System erreicht werden?

Methodik: Nach Sicherung eines PPROM bei einer Patientin nach 21+ 3 SSW erfolgte die Übernahme in unsere Klinik bei 24 + 3 SSW. Sonographisch zeigte sich ein Anhydramnion bei einem fetalen Schätzgewicht von 485 g < P.5. Nach positivem Ethikvotum wurde ein subcutanes perinatales Portsystems zur kontinuierlichen intrauterinen Auffüllung angelegt. Es wurde eine spezielle physiologische Amnionersatzlösung über einen Infusiomaten (2400 ml/d) verwendet. Zusätzlich erfolgte die intrauterine Gabe von Clarithromycin (500 mg/d) und Surfactant (54 mg/d). Supportiv wurde die Patientin systemisch mit Ampicillin und oral mit Clarithromycin behandelt.

Ergebnisse: Eine Prolongation konnte bis zur 26 + 5 SSW erreicht werden. Es erfolgte eine Sectio caesarea (eutrophes Mädchen: 920 g (P.53); Kopfumfang 24,5 (P.40); Körperlänge 34 cm (P.40); APGAR 7/6/8; NapH 7,37; NvpH 7,44). Das Kind konnte nach initialer Stabilisierung der Atmung mit einer prophylaktischen Surfactantgabe und Anlage einer pharyngealen Atemhilfe und unauffälligen Infektionsparametern (CrP: < 1,0 mg/l; IL-6: 23,4 pg/ml) kreislaufstabil in unsere Neonatologie verlegt werden. Es entwickelte sich bis auf zwei Infektionsepisoden im Rahmen einer Frühgeburtlichkeit und einen offenen Ductus arteriosus unauffällig und konnte nach 43 Tagen in die ambulante Versorgung entlassen werden.

Schlussfolgerung: Eine erfolgreiche Behandlung eines PPROM mit Anhydramnion konnte durch die erste Kombinationstherapie mit spezieller Amnionersatzlösung, Antibiotikagabe und erstmals intraamnialer Surfactantgabe mit einem guten neonatalen Outcome unter geburtshilflich intensivem maternalen und fetalen Monitoring durchgeführt werden. Zur weiteren Beurteilung wurden prospektiv randomisierte Studien bereits 2015 gestartet.