Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P11_5
DOI: 10.1055/s-0035-1566700

Therapeutische Fruchtwasserauffüllung: Fallbeschreibung

J Rittmeier 1, F Kainer 1
  • 1Klinik Hallerwiese, Gynäkologie/Geburtshilfe, Nürnberg, Germany

Fallbeispiel 1: Eine 29-jährige Patientin, IV G/III P wird mit 22 + 3 SSW wegen Oligohydramnion zugewiesen.

Sonografischer Befund: Querlage, Vorderwandplazenta, Anhydramnion, Herzaktion positiv, Gewicht ca. 300 g (< 3. Perzentile), Nieren bds. unauffällig, Harnblase minimal gefüllt.

Klinische Untersuchung: kein Anhalt für Fruchtwasser-Abgang, AmniSure-Test: negativ.

SS-Verlauf: Bei der infausten Prognose aufgrund des Anhydramnions war die Schwangerschaftsbeendigung eine der möglichen Optionen. Nach ausführlicher Beratung des Paares erfolgte eine Fruchtwasserauffüllung mit 175 ml NaCl 0,9%. Die Fruchtwassermenge bleibt im weiteren Schwangerschaftsverlauf im unteren Normbereich.

Mit 38 + 1 SSW Spontangeburt eines lebensfrischen weiblichen Neugeborenen, APGAR 9/10/10, pH 7,30, Gewicht: 2870 g (10.-25. Perz.), Länge: 49 cm, Kopfumfang: 33 cm. Der postnatale Verlauf war unauffällig.

Fallbeispiel 2: Eine 32-jährige Patientin, I G/0 P wird wegen Oligohydramnion mit 24 + 0 SSW zugewiesen. Die Schwangerschaft ist seit 2 Tagen bekannt. Die Patientin wurde wegen eines inflammatorischen Mammakarzinomes operiert, anschließend wurde eine Radiatio während der unbekannten Frühschwangerschaft durchgeführt sowie eine Tamoxifen und Trastuzumab durchgeführt.

Sonographischer Befund: Intrauterine zeitgerecht entwickelte Schwangerschaft, I. Schädellage, HW-Plazenta, Oligohydramnion (FWI 3,5), Unauffällige utero-plaznetare Dopplerwerte, Gewicht ca. 633 g (28. Perz.)

SS-Verlauf: 24 + 2 SSW: stationäre Aufnahme zur Lungenreifeinduktion. Komplikationslose Fruchtwasserauffüllung mit 100 ml Glucose 2,5%-NaCl 0,45% SALVIA.

25 + 3 SSW: I. BEL, Oligohydramnion FWI 2,0 cm → erneute komplikationslose Fruchtwasserauffüllung mit 200 ml. Der weitere SS-Verlauf zeigt einen zeitgerecht entwickelten Feten bei einer Fruchtwassermenge konstant im unteren Normbereich.

Zusammenfassung: Die therapeutische Fruchtwasserauffüllung ist in Einzelfällen bei scheinbar infauster fetaler Prognose eine effiziente Therapieoption.