Pneumologie 2016; 70 - A9
DOI: 10.1055/s-0035-1570303

Konsolidierende Chemotherapie nach kurativ-intendierter, definitiver Radiochemotherapie beim NSCLC der UICC-Stadien IIIA/B: retrospektive Analyse aus einer Institution

N Gajlewicz 1, 2, T Kuhnt 1, 3, K Grüschow 1, A Bier 4, M Lommatzsch 4, G Hildebrandt 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie, Universitätsmedizin Rostock AöR
  • 2Klinik für Innere Medizin I, Asklepios Klinik Pasewalk
  • 3Department für Bildgebung und Strahlenmedizin, Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie Universitätsklinikum Leipzig AöR
  • 4Zentrum für Innere Medizin, Abteilung Pneumologie, Universitätsmedizin Rostock AöR

Einleitung:

Circa 85% aller neu diagnostizierten bösartigen Lungenkarzinome sind nichtkleinzellige Karzinome (NSCLC), wovon ein Drittel bereits ein lokal fortgeschrittenes Stadium IIIA oder B aufweist. Bei zumeist primärer Inoperabilität besteht die Standardtherapie aus simultaner Radiochemotherapie (sRCT). Die Prognose ist jedoch durch häufige lokale Rezidive und vor allem durch Fernmetastasen weiter schlecht. Daher wird aktuell nach Patientengruppen gesucht, die von der systemischen Chemotherapie (CT) in der frühen Konsolidierung profitieren.

Zielsetzung:

Retrospektive Analyse lokal fortgeschrittener, nichtkleinzelliger Lungenkarzinome (NSCLC) im Stadium IIIA und IIIB nach kurativ-intendierter sRCT und nachfolgender CT-Konsolidierung aus dem Patientengut der Klinik für Strahlentherapie und Abteilung für Pneumologie der Universitätsmedizin Rostock.

Methoden:

Ausgewertet wurden 102 Patienten der Jahre 2004 – 2008, die eine definitive sRCT mit 3D- konformaler RT 2 Gy bis 60 – 66 Gy und eine CT überwiegend mit Cisplatin 20 mg/m2 KOF i.v. Tag 1 – 4 und 29 – 32 oder Carboplatin AUC5 i.v. Tag 1,29 und Vinorelbin 12,5 mg/m2 KOF i.v. Tag 1,8,15 und 29,36 erhielten. Davon wurde bei 48 (47%) Patienten mit 2 weiteren Zyklen zumeist mit der First-Line-CT konsolidiert. Aktivierende Signalwegsmutationen wurden nicht bestimmt. Das Gesamtüberleben (OS), ereignisfreie Überleben (PFS) und fernmetastasenfreie Überleben (DMFS) wurden mit der Kaplan-Meier-Methode bestimmt und mit dem Log-Rang-Test auf Unterschiede geprüft. Dabei galt ein Wert p < 0,5 als statistisch signifikant.

Ergebnisse: Der Anteil Männer betrug 81%. Das Durchschnittsalter lag bei 65 Jahren (Spanne 50 – 76 Jahre). Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung hatten 14/48 (29%) ein Stadium IIIA sowie 34/48 (71%) ein IIIB. Das Plattenepithelkarzinom (SCC) lag bei 36/48 (75%) und das Adenokarzinom (AC) bei 12/48 (25%) vor. Das mediane Gesamtüberleben aller betrug 22,6 Monate (95% KI; Spanne 14 – 31 Monate). Das 1- und 2-Jahresüberleben für das Stadium IIIA und IIIB sowie für SCC und AC betrugen je 78%, 44% und 74%,41% sowie 72%,37% und 82%,53% (alle p = n.s.). Das mediane PFS betrug für IIIA und IIIB 9,4 vs. 10,3 Monate (p = n.s.). IIIA-Patienten hatten gegenüber IIIB-Patienten mit 50% vs. 28% ein besseres 2-Jahres-DMFS (Log Rank p = 0,35).

Diskussion:

Im Vergleich zur aktuellen Literatur wurden im eigenen Patientenkollektiv vergleichbare OS-, PFS- und DMFS-Raten erreicht. Wie in der GILT-Studie konnte ebenfalls kein Subkollektiv selektiert werden, welches besonders von einer CT-Konsolidierung profitieren würde. Eine definitive, simultane Radiochemotherapie ohne CT-Konsolidierung ist Standard beim inoperablen NSCLC IIIA/B.