Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A3
DOI: 10.1055/s-0036-1571400

Fertilitätserhaltende operative Therapie des Endometriumkarzinoms bei jungen Frauen mit Kinderwunsch

E Broschetti 1, J Sehouli 1, 2
  • 1Campus Benjamin Franklin
  • 2Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Gynäkologie, Charité Universitätsmedizin Berlin

Das Endometriumkarzinom ist einer der häufigsten gynäkologischen Tumore. In 80% der Fälle wird der Tumor in der Menopause diagnostiziert. 5% der Frauen sind aber unter 40 Jahre. Nicht selten besteht Kinderwunsch, so dass die Frage der Fertilitätserhaltung diskutiert wird.

Bei günstiger Tumorkonstellation, wie einem gut differenzierten, progesteronrezeptor-positiven endometrioiden Endometriumkarzinom im Stadium FIGO 1A ohne myometraner Infiltration, kann ohne signifikanter Erhöhung des Rezidivrisikos eine konservative Therapie mit hochdosierten Gestagenen erwogen werden. Die medikamentöse Behandlung kann auch mit einer Kürettage oder besser einer gezielten hysteroskopischen Resektion kombiniert werden. Ob Patientinnen mit und ohne metabolischen Syndrom von einer zusätzlichen Behandlung mit Metformin profitieren, wird aktuell in kontrollierten Studien geprüft.

In der Charité wird bei derartigen Fällen ausschließlich eine gezielte hysteroskopische Exzision der Läsionen durchgeführt. Zusätzlich führen wir präoperativ routinemässig eine vaginale Sonografie und eine MRT-Untersuchuchung des Uterus durch. In Grenzfällen (z.B. Tumorgröße > 2 cm) diskutieren wir mit den Patientinnen zusätzlich eine laparoskopische systematische pelvine und paraaortale Lymphonodektomie zur Sicherstellung eines Lymphknoten-Status. Als additive Untersuchungen bestimmen wir außerdem die Tumormarker CA-125 und HE-4 und führen einen PAP-Abstrich der Zervix durch.

Als Ausschlusskriterien für ein konservatives Vorgehen haben wir folgende Faktoren definiert: HPNCC-Lynch II-Syndrom, eine multifokale Ausbreitung der Läsionen, ein ovarialer Tumor, Pathologie des Zervikalkanals, Typ II-Endometriumkarzinome, Kontraindikationen für eine Gestagentherapie, fehlende Compliance der Patientin. Nach der operativen Hysteroskopie erhalten die Patientinnen unmittelbar eine medikamentöse Behandlung mit MA 160 mg pro Tag über einen Zeitraum von 6 Monaten. Es erfolgt eine sehr engmaschige 3 bis 5-jährigen Verlaufskontrolle. Nach abgeschlossener Familienplanung sollte die Hysterektomie und die beidseitige Adnexexstirpation erfolgen.