Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A15
DOI: 10.1055/s-0036-1579598

Unterkieferfraktur als Komplikation einer Kieferosteonekrose bei Langzeittherapie mit Zoledronat und Denosumab

V Kolovetsiou-Kreiner 1, M Pau 2, H Kahr 2, E Petru 1
  • 1Univ.-Frauenklinik, Klin. Abteilung für Gynäkologie, Medizinische Universität Graz
  • 2Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit, Klin. Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Medizinische Universität Graz

Einleitung: Kieferosteonekrosen kommen bei 1 – 2% der onkologischen PatientInnen unter Denosumab Therapie vor. Wir berichten über eine 64-jährige Patientin mit Mammakarzinom, die unter Langzeittherapie mit Denosumab eine Fraktur des Unterkiefers erlitt.

Fallbericht: Die bei Diagnosestellung 50-jährige Patientin wurde 2001 aufgrund eines invasiv duktalen Mammakarzinoms rechts (ÖR; PR positiv, HER2/neu negativ) einer Segmentresektion und axillären Dissektion rechts unterzogen. Danach erhielt sie eine Bestrahlung sowie Anastrozol, Goserelin und Zoledronat alle 6 Monate in 7 Einzeldosen. 2012 wurde eine ossäre Filisierung frontotemporal sowie im Bereich der HWS, BWS und LWS, der I. und V. Rippe rechts und des Os ilium li festgestellt. Es erfolgten palliative Strahlentherapien im Bereich der BWS, LWS und des Beckens und die Patientin erhielt Fulvestrant 500 mg sowie Denosumab 120 mg alle 4 Wochen. Ein Jahr später wurde die Therapie aufgrund ossärer Tumorprogression im Bereich des Femurs und des Acetabulums auf Everolimus 10 mg und Exemestan 25 mg täglich umgestellt, Denosumab wurde weitergeführt. Ein weiterer Progress der Erkrankung 1 Jahr später mit Metastasierung in der Brustwirbelsäule führte zur Umstellung auf Tamoxifen in Kombination mit Denosumab. 6 Monate später entwickelte die Patientin starke Schmerzen im Bereich des Unterkiefers links. Die Bildgebung bestätigte die Verdachtsdiagnose einer Osteonekrose. Die Therapie mit Denosumab wurde eingestellt und die Patientin antibiotisch behandelt. Die Nekrose wurde ausgefräst. Zwei Monate später kam es jedoch zu einer Spontanfraktur des Unterkiefers im Osteonekroseareal. Zur Sanierung wurde eine UK-Teilresektion durchgeführt und ein gefäßgestieltes Beckenkamm-Knochentransplantat enoral mittels Verplattung interponiert. Die Patientin lebt (1/2016) mit einem Karnofsky-Status von 80 mit einer mäßigen Schwellung des Unterkiefers links.

Schlussfolgerung: Eine seltene Komplikation einer Kieferosteonekrose ist die Spontanfraktur des Unterkiefers. Die Sanierung derselben kann mit ausgedehnten kieferchirurgischen Eingriffen assoziiert sein.