Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A28
DOI: 10.1055/s-0036-1579611

Anastomoseninsuffizienz nach Darmresektion bei Frauen mit epithelialem Ovarialcarcinom FIGO IIIC/IV

R Schwameis 1, T Bartl 1, M Kranawetter 1, S Polterauer 1, A Reinthaller 1, C Grimm 1
  • 1Abteilung für allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Gynecologic Cancer Unit, Comprehensive Cancer Center, Medizinische Universität Wien

Fragestellung:

Darmresektionen – insbesondere die vordere tiefe Rektumresektion – stellen einen wesentlichen und häufigen Bestandteil von Primäroperationen beim fortgeschrittenem epithelialen Ovarialcarcinom (EOC) dar. Die Anastomoseninsuffizienz (AI) ist die wichtigste schwere Komplikation nach einer Darmresektion. AI Raten nach Primäroperation mit Darmresektion bei Frauen mit EOC wurden bislang jedoch nur für die vordere tiefe Rektumresektion systematisch beschrieben.

Methodik:

In dieser retrospektiven Analyse wurden 223 konsekutive Patientinnen mit EOC FIGO IIIC/IV, die zwischen 2003 und 2013 am Comprehensive Cancer Center Vienna (Medizinische Universität Wien) operiert wurden, inkludiert. Die AI Rate, mögliche Risikofaktoren für AI und die Prognose der Patientinnen wurde erfasst und analysiert.

Ergebnis:

Insgesamt zeigte sich im Gesamtkollektiv eine AI Rate von 3,1%. 111 von 224 Patientinnen hatten eine Darmresektion im Rahmen der Debulkingoperation. In dieser Gruppe zeigte sich eine AI Rate von 6,3%. Die Anzahl der Darmresektionen beeinflusste die Anastomoseninsuffizienzrate wesentlich: AI Rate nach Rektosigmoidresektion 4,5%, nach Rektosigmoidresektion & weiterer Dickdarmresektion 8,3%. Es zeigten sich in der univariaten Analyse keine prätherapeutischen Risikofaktoren für eine AI Rate (Patientenalter, BMI, Charlson Score, ASA, ECOG, Aszites bei OP). Eine AI war mit einem signifikant kürzeren Gesamtüberleben assoziiert (p = 0,025). Die 30-Tagemortalität im Gesamtkollektiv lag bei 2,2%.

Schlussfolgerung:

Die Anastomoseninsuffizienzrate hängt wesentlich von der Anzahl der Darmresektionen ab – 4,5% AI Rate pro durchgeführter Darmresektion. Eine AI führt zu einer deutlichen Prognoseverschlechterung. Ist im Rahmen einer Debulkingoperation eine komplexe Darmresektion mit mehrfachen Anastomosen für makroskopische Tumorfreiheit notwendig, muss eine sorgfältige Nutzen/Risikoabwägung für die Patientin durchgeführt werden. Im Rahmen unserer Studie konnten keine prätherapeutischen Risikofaktoren, die zu dieser intraoperativen Entscheidung herangezogen werden könnten, identifiziert werden.