Z Gastroenterol 2016; 54(06): 602
DOI: 10.1055/s-0036-1580173
Der bng informiert
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Deutscher Pankreas Club – Tagungsbericht der Fachgruppe

Kai Uwe Rehbehn
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Publication Date:
13 June 2016 (online)

Im Februar tagte der Deutsche Pankreas Club (DPC) im Kardinal-Döpfner Haus in Freising. Tagespräsident Prof. Dr. Hana Algül hat nicht nur eine ansprechende Location ausgewählt, sondern konzeptionell eine hervorragende Themen- und Referentenauswahl getroffen sowie jungen Pankreasforscherinnen und -forschern ein Forum zur Präsentation Ihrer jeweiligen Daten geboten.

Hinsichtlich postoperativer Fistelentstehung bei Pankreasoperationen wurde verdeutlicht, dass deren Entstehung umso wahrscheinlicher ist, je weicher die Gewebekonsistenz des Pankreas ist. Somit ist die Wahrscheinlichkeit einer Fistelausbildung bei neuroendokrinen Prozessen, zystischen Raumforderungen des Pankreas oder Intraduktal Papillär Muzinöser Neoplasie (IPMN) höher als bei Eingriffen infolge chronischer Pankreatitis oder Pankreaskarzinomen. Weiterhin disponierend ist die Länge der Operationszeit und die Höhe der Amylase am ersten postoperativen Tag. Eine Applikation von Somatostatin oder Somatostatin-Analoga kann die Fistelproblematik positiv beeinflussen.

Präsentiert wurden Daten über zystische Pankreasläsionen, muzinöse Pankreasläsionen sowie seltene Zysten aus dem neuroendokrinen Formenkreis über IPMN bis zu Pankreaskarzinomen. In der Diagnostik wurde sowohl die Verwendung des MRT und der Endosonographie betont als auch die interdisziplinäre Betreuung des entsprechenden Patientenklientels.

Weiterführende Untersuchungen von Alexander Brock von der Uni Münster werden zeigen, welche Relevanz der Bestimmung des Lektins Reg-3A in der Differenzierung von chronisch-entzündlichen Pankreasläsionen und Pankreaskarzinomen zukommen wird.

In Bezug auf Pankreaszysten wurde eine einprägsame Altersstratifzizerung aus den Vereinigten Staaten vorgestellt: Grandmother-type (solid zystische Läsionen), Mother-type (muzinös zystische Läsionen), Daughter-type (solitär-pseudopapilläre Läsionen). Bedeutsam für die Verlaufsbeobachtung von Pankreaszysten ist die Größenzunahme, der Progress des Zystenwanddurchmessers oder / und die Ausbildung knotiger Zystenwandveränderungen.

Herausragend waren die Daten von Albrecht Neesse, Leiter der Pankreasforschungsgruppe der Uni Göttingen im Hinblick auf unterschiedlich hohe Gemcitabin-Konzentrationen in Pankreasmetastasen und Pankreastumoren, wobei innerhalb des Pankreastumors der Großteil des Gemcitabins im Tumorstroma befindlich ist. Die Klinische Anwendung solcher Erkenntnisse dokumentiert eine Phase Ib / II-Studie von D. Catenacci aus Chicago, der den Sonic Hedgehog (SHH) Inhibitor Vismodegib mit Gemcitabin beim metastasierenden Pankreaskarzinom einsetzt. SHH wird bis zu 70 % im Pankreaskarzinom und somit im desmoplastischen Stroma gefunden. Leider beeinflusste die Verwendung von Vismodegib und Gemcitabine nicht das progressionsfreie Überleben bzw. Overall Survival (JCO, Dec. 2015, Vol 33 Nr 33, p 4284).