Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - P101
DOI: 10.1055/s-0036-1580848

Akute Sinusvenenthrombose als Komplikation einer diabetischen Ketoazidose bei Erstmanifestation eines Typ 1 DM

S Fernandez Rodriguez 1, I Schulze-Neick 1, H Schmidt 2, C Weissenbacher 2, A Peraud 3, B Heineking 1, S Bechtold-Dalla Pozza 2, KF Schettler 1, N Haas 1
  • 1Klinikum der Universität München, Abteilung für Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin, München, Germany
  • 2Dr. von Haunersches Kinderspital, Abteilung für pädiatrische Diabetologie und Endokrinologie, München, Germany
  • 3Klinikum der Universität München, Abteilung für Neurochirurgie und pädiatrische Neurochirurgie, München, Germany

Einleitung: Die diabetische Ketoazidose (DKA) ist die häufigste Todesursache bei Kindern mit Typ 1 Diabetes (T1D). Die Gesamtmortalität der DKA bewegt sich zwischen 0,15 – 0,33%, 57 – 87% der Fälle werden durch ein Hirnödem verursacht. Das Auftreten einer Sinusvenenthrombose in dieser Situation ist eine Rarität. Das schnelle Einleiten einer adäquaten Therapie ist für das Outcome entscheidend.

Case report: 13-jähriger Junge mit akutem Schub einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung i.S. einer Colitis ulcerosa; daher Erhöhung der Dauer-Medikation mit Mesalazin, Zufügung von Prednisolon, sowie 4-tägige antibiotische Therapie. Am 7. Tag dann akute neurologische Verschlechterung mit beginnender Somnolenz, Hyperglykämie (BZ max 575 mg/dl) milder Ketoazidose (pH min 7,20) und HbA1c von 12,6%. Daher adäquate Infusionstherapie sowie intravenöse Insulintherapie. Zusätzliche akute Verschlechterung mit rezidivierenden fokalen und generalisierten Krampfanfällen, im Intervall GCS 5. Im CT und MRT zeigte sich eine massive Raumforderung links frontal zunächst unklarer Genese. Bei persistierenden Krampfanfällen sowie zunehmend neurologischen Defiziten erneutes MRT mit Angiografie, welches eine ausgedehnte Sinus- und Hirnvenenthrombose bestätigte. Unter sofortiger Heparinisierung dann im Verlauf von 3 Wochen beeindruckende Besserung der neurologischen Symptomatik fast bis zur Normalität, trotz bedeutsamen Restdefekten im MRT. Die differenzierte Gerinnungsdiagnostik blieb unauffällig.

Diskussion: Die cerebrale Venenthrombose im Rahmen einer diabetischen Ketoazidose ist eine sehr seltene Komplikation bei pädiatrischen Patienten. In unserem Fall ereignete sich die Erstmanifestation des Diabetes im Rahmen eines akuten Schubes einer vorbestehenden Colitis, möglicherweise akzentuiert durch die Steroidgabe. Aufgrund der anhaltenden Diarrhoe und dadurch bedingten zusätzlichen Dehydratation wurde die intravasale Exsikkose verstärkt und dadurch die Entstehung der SVT begünstigt.