Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - P192
DOI: 10.1055/s-0036-1580939

Unterschiede zwischen Typ 2 Diabetes Patienten mit und ohne Diabetisches Fußsyndrom. Eine multizentrische DPV-Analyse von 188.410 Patienten aus den letzten 10 Jahren

B Bohn 1, 2, C Schöfl 3, V Zimmer 4, M Hummel 5, N Heise 6, E Siegel 7, W Karges 8, M Riedl 9, RW Holl 1, 2, DPV -Initiative 1
  • 1Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Germany
  • 2Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), München-Neuherberg, Germany
  • 3Universitätsklinikum Erlangen & Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany
  • 4Evangelisches Krankenhaus Zweibrücken, Zweibrücken, Germany
  • 5Diabetologische Schwerpunktpraxis Rosenheim & Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, München, Germany
  • 6Alb Fils Kliniken, Helfenstein Klinik, Geislingen, Germany
  • 7St. Josefs Krankenhaus, Heidelberg, Germany
  • 8Universitätsklinik RWTH Aachen, Aachen, Germany
  • 9Medizinische Universität Wien, Wien, Austria

Hintergrund: Das Diabetische Fußsyndrom (DFS) ist eine Hauptfolgekomplikation von Patienten mit Diabetes, welches die Gefahr von Minor- und Major-Amputationen erhöht. Diese Analyse zielt darauf ab, soziodemographische und klinische Charakteristika von Typ 2 Diabetes Patienten mit und ohne DFS zu vergleichen.

Methodik: 188.410 Typ 2 Diabetes Patienten (≥20 Jahre) mit DFS (n = 15.576) und ohne DFS (n = 172.834) aus der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV)-Datenbank aus den Jahren 2006 – 2015 wurden eingeschlossen. Bei DFS-Patienten wurde der Anteil an Amputationen analysiert. Soziodemographische (Alter, Geschlecht, Diabetesdauer) und klinische Charakteristika (HbA1C, Blutdruck, Serumlipide) wurden zwischen den Patientengruppen verglichen. Statistik: SAS 9.4; Signifikanz: p < 0,01.

Ergebnisse: 29,6% (n = 4.610) der DFS-Patienten hatten eine Minor-Amputation, 11,9% (n = 1.854) eine Major-Amputation. Der Vergleich zwischen Patienten mit und ohne DFS zeigt einen höheren Männeranteil bei DFS-Patienten (62,4% vs. 50,3%; p < 0,001). DFS-Patienten waren älter (72,1 vs. 69,9 Jahre) und hatten eine längere Diabetesdauer (12,4 vs. 7,8 Jahre) (alle p < 0,001). Der HbA1C war bei DFS-Patienten geringer (6,9% vs. 7,1%; p < 0,001), Serumlipide ebenfalls (Gesamt-Chol.: 177 vs. 187 mg/dl; LDL-Chol.: 103 vs. 111 mg/dl; HDL-Chol: 42,6 vs. 43,0 mg/dl; p < 0,001). DFS-Patienten hatten einen geringeren diastolischen aber einen höheren systolischen Blutdruck (134/78 vs. 130/80 mmHg; p < 0,001).

Schlussfolgerung: Etwa ein Drittel aller DFS-Patienten hatte eine Minor- oder eine Major-Amputation. Die überwiegend günstigeren klinischen Charakteristika bei DFS-Patienten lassen eine erhöhte Aufmerksamkeit auf Seiten der Ärzte gegenüber Risikofaktoren und/oder ein größeres Gesundheitsbewusstsein auf Seiten der Patienten nach Auftreten des DFS vermuten. Maßnahmen zur Prävention von DFS-bedingten Amputationen, zur Reduktion von Risikofaktoren vor Auftreten des DFS, sowie zur Verbesserung der metabolischen Kontrolle sind nötig.