Rofo 2016; 188 - RK309_2
DOI: 10.1055/s-0036-1581547

Polytrauma im Kindesalter

I Tsiflikas 1
  • 1Universitätsklinik Tübingen, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Tübingen

Kurzfassung:

Im Vergleich zu Erwachsenen erleiden Kinder glücklicherweise seltener ein Polytrauma. Trotzdem stellt die Mehrfachverletzung die häufigste Todesursache bei Jugendlichen und Kindern ab dem 1. Lebensjahr dar. Altersspezifische anatomische Verhältnisse, geringere vitale Reserven, spezielle Traumamechanismen und nicht zuletzt die Seltenheit des pädiatrischen Polytraumas bedingen Besonderheiten, die eine Kenntnis der spezifischen Verletzungsmuster erfordern. Klare Zuständigkeiten und festgelegte Abläufe (SOP) innerhalb des Schockraummanegements sind Grundvoraussetzungen einer erfolgreichen Versorgung. Die Bildgebung ist ein wichtiger Bestandteil des Vorgehens im Schockraum. Dabei hat sich ein abgestuftes Vorgehen mit der Sonografie als initialer Methode etabliert. Allerdings hat auch die Computertomografie ihren Stellenwert bei pädiatrischen Schockraumpatienten, nicht zuletzt weil schwere Kopfverletzungen häufiger vorkommen als bei Erwachsenen. Die Schädel-CT wird dabei in der Regel an die Abdomensonografie angeschlossen. Die Indikation für die Darstellung der Wirbelsäule oder gar eine „Ganzkörper-Traumaspirale“ muss interdisziplinär gestellt werden. Die hierdurch ermöglichte rasche und komplette Diagnostik hat bei entsprechendem Trauma aus unserer Sicht Vorrang. Trotzdem sollte dem Strahlenschutz durch spezifische Low-Dose-Protokolle, die einen Kompromiss aus minimaler Strahlenexposition und maximaler Bildqualität erzielen, gerecht werden. Insbesondere sollten Mehrphasen-CT-Untersuchungen durch den Einsatz von biphasischen Kontrastmittel-Injektionsprotokollen vermieden und moderne Verfahren wie automatische Dosismodulation oder iterative Rekonstruktionsalgorithmen verwendet werden.

Lernziele:

– Schockraumalgorithmus kennen lernen.
– Die Limitationen der Verfahren einordnen können.
– Typische Verletzungsmuster beim kindlichen Polytrauma in der Bildgebung erkennen und einordnen.
– Indikationen für weitere Bildgebung stellen können.
– Spezifische CT-Protokolle kennen lernen.