Rofo 2016; 188 - SP204_4
DOI: 10.1055/s-0036-1581772

Klinische Nutzenbewertung diagnostischer Verfahren am Beispiel eines PET/CT Registers und „linked evidence“ Ansatz – eine Alternative für randomisierte Studien?

C Pfannenberg 1, B Gückel 1, S Schüle 1, A Forschner 2, A Müller 3, S Kaufmann 1, N Schwenzer 1, M Reimold 4, C la Fougere 4, K Nikolaou 1, P Martus 5
  • 1Eberhard-Karls-Universität Tuebingen, Abt. für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Tuebingen
  • 2Eberhard-Karls-Universität Tuebingen, Hautklinik, Tuebingen
  • 3Eberhard-Karls-Universität Tuebingen, Klinik für Radioonkologie, Tuebingen
  • 4Eberhard-Karls-Universität Tuebingen, Abteilung Nuklearmedizin, Tuebingen
  • 5Eberhard-Karls-Universität Tuebingen, Inst. f. Klin.Epidemiologie und angewandte Biometrie, Tuebingen

Zielsetzung:

Neue diagnostische Methoden wie die PET/CT müssen heute nicht nur eine verbesserte diagnostische Genauigkeit, sondern auch ihren patientenrelevanten Nutzen unter Beweis stellen. Zu diesem Zweck untersuchten wir den Einfluss der PET/CT auf das klinische Management im Versorgungsalltag auf der Basis eines prospektiven Datenregisters und verknüpften diese Daten mit dem erwarteten klinischen Nutzen („linked evidence“).

Material und Methodik:

Daten einer prospektiven Patientenkohorte (04/2013 – 04/2015) mit onkologisch indizierter PET/CT wurden auf Basis spezieller prä- und post-PET/CT Fragebögen bezüglich Änderungen im geplanten Management durch PET/CT evaluiert. Primärer Endpunkt: Einfluss der PET/CT bei verschiedenen Tumoren und Indikationen. Sekundärer Endpunkt: Nutzenbewertung der PET/CT mittels „linked evidence“.

Ergebnisse:

2692 Patienten wurden ausgewertet (61±15J, 64% m). NSCLC, PC, Melanom, NET und Lymphom umfassten 2/3 der Fälle. Insgesamt erfolgten bei 58% der Patienten (95% CI, 56%-60%) Änderungen des geplanten Managements durch PET/CT. In 24% (22% PC, 34% Melanom) änderte sich die Strategie von „non-treatment“ vor PET/CT zu aktiver Therapie nach PET/CT. Der Einfluss der PET/CT zeigte sich am stärksten in der Reduktion der vorher geplanten zusätzlichen Diagnostik (insges. 49%, Melanom 80%). Unklarheiten bezüglich kurativem vs.palliativem Therapieansatz reduzierten sich um 36%. Mittels Verknüpfung von Register- und Follow-up-Daten („linked evidence“) konnte der klinische Nutzen der PET/CT exemplarisch bei 56/336 Melanompatienten mit erfolgreicher RO Metastasektomie und potentiellem Überlebensvorteil demonstriert werden.

Schlussfolgerungen:

Die Registerdaten bestätigen, dass geplante Strategien durch PET/CT häufig geändert werden als Folge der verbesserten Testgenauigkeit und höheren Sicherheit in der Entscheidungsfindung. Der „linked evidence“ Ansatz könnte als ergänzendes bzw. alternatives Modell zu randomisierten Studien in der Nutzenbewertung diagnostischer Maßnahmen dienen.