Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A02
DOI: 10.1055/s-0036-1582168

Kryokonservierung von Ovarialgewebe zur Fertilitätsprotektion – erste Ergebnisse

MM Wölfler 1, A Rutzinger 1, M Ballon 1, V Bjelic-Radisic 1, M Kollmann 1, U Lang 1, W Schöll 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität Graz, Schwerpunkt Gyn. Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin

Hintergrund: Eine zunehmende Zahl an Patienten ist bereits während der reproduktiven Lebensphase mit einer gonadoxischen Therapie für maligne oder andere Erkrankungen konfrontiert. Die Konservierung von Spermien ist ein seit Jahrzehnten etabliertes Verfahren, bei Frauen existieren erst seit wenigen Jahren effektive Techniken zur Fertilitätsprotektion. Eine dieser Techniken ist die Kryokonservierung von Ovarialgewebe. Das Gewebe kann nach Abschluss der gonadotoxischen Behandlung und rezidivfreiem Intervall bei Ovarialinsuffizienz re-transplantiert werden mit dem Ziel, die endokrine Funktion der Frau wiederherzustellen und bei Kinderwunsch auch die Möglichkeit für Reproduktion wiederzuerlangen. Diese Technik wird seit einigen Jahren auch an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität Graz im Verbund mit dem FertiPROTEKT-Netzwerk durchgeführt. Methodik: Die Daten von Frauen, bei denen im Zeitraum von Mai 2012 bis Jänner 2016 eine Entnahme von Ovarialgewebe zur Kryokonservierung per Laparoskopie erfolgte, wurden erhoben und ausgewertet. Bei allen Patientinnen erfolgte eine Biopsie zur histologischen Untersuchung und zum Ausschluss von Kontamination der Ovarien mit malignen Zellen durchgeführt. Primärer Outcome-Parameter war die Verteilung der Primärerkrankungen in diesem Kollektiv. Ergebnisse: Die Entnahme und Kryokonservierung von Ovarialgewebe erfolgte bisher bei 34 Frauen in unkomplizierter Weise. Die Frauen waren im Durchschnitt 26,2 Jahre alt (Range: 16 – 42 Jahre). Der durchschnittliche Anti-Müller Hormon (AMH)-Wert betrug 4,11 ng/ml (SD 3,84, Range 0,36 – 11,4 ng/ml). Bei 29 Frauen (85,3%) stellte eine onkologische Grunderkrankung die Indikation für die Durchführung einer Kryokonservierung von Ovarialgewebe dar: Morbus Hodgkin (12/34, 35,2%), Mammakarzinom (11/34; 32,3%), Osteosarkom (2/34; 5,9%), Kolonkarzinom (2/34; 5,9%), Cervixkarzinom (1/34; 3%) und Plattenepithelkarzinom der Zunge (1/34; 3%). Bei 5 weiteren Frauen (14,7%) wurde die Kryokonservierung von Ovarialgewebe wegen nicht-onkologischen Grunderkrankungen wie Lupus-Nephritis (2/34; 5,9%), IgA Nephropathie (1/34; 3%), Niereninsuffizienz (Good Pasture Syndrome, 1/34; 3%) und Leukodystrophie (1/34; 3%) durchgeführt.

Bisher wurde bei einer Patientin eine „proxime-top“ Re-Transplantation durchgeführt. Langzeitergebnisse hierzu liegen aktuell noch nicht vor. Schlussfolgerung: Erste Ergebnisse zeigen, dass die Kryokonservierung von Ovarialgewebe eine sichere Methode für die Fertilitätsprotektion bei der Frau ist. Interessanterweise stellte in knapp 15% der Fälle eine nicht-onkologische Grunderkrankung die Indikation zur Kryokonservierung von Ovarialgewebe dar. Langzeitergebnisse zur ersten Re-Transplantation liegen momentan noch nicht vor, Ergebnisse aus anderen Zentren innerhalb des FertiPROTEKT Netzwerkes sind jedoch vielversprechend.