Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A43
DOI: 10.1055/s-0036-1582209

Augmented Reality bei der Sentineloperation des Vulvakarzinoms – Ist es machbar?

J Pömer 1, L Angleitner Boubenizek 1, A Habelsberger 1, P Oppelt 1
  • 1Klinikum für Gynäkologie, Geburtshilfe und gyn. Endokrinologie, Johannes Kepler Universitätsklinikum Linz

Einführung: Das Vulvakarzinom zählt mit 4 – 5% zu den selteneren Genitalmalignomen der Frau. Aufgrund der niedrigen Inzidenz kommt der Optimierung des operativen Settings eine besondere Bedeutung zu. Neben der Infiltrationstiefe des Tumors stellt der Lymphknotenbefall das bedeutendste Prognosekriterium dar. Bei der Frühform des Vulvakarzinoms kann die Sentineltechnik, als minimal invasive Methode zur Anwendung kommen, wodurch Wundheilungsstörungen wie sie häufiger nach Lymphknotendissektionen der Leiste vorkommen, minimiert werden können. Durch die Unterstützung 3-dimensionaler computergestützter Verfahren wie dem Declipse-SPECT, kann das Aufsuchen des Sentinellymphknotens erleichtert werden und angesprochene Komplikationen können weiter minimiert werden. Wir berichten über die Anwendung dieses Augmented Reality-Tools beim Vulvakarzinom. An unserer Abteilung wurden bisher 7 Patientinnen mit einem Vulvakarzinom mittels dieser computergestützten Methodik SN operiert. Fragestellung: Ist die Integration eines Augmented Reality-Verfahrens bei der Sentineloperation des Vulvakarzinoms durchführbar? Methodik: Am Tag vor der Operation wird Technetium 99mTc peritumorös bei 12, 3, 6 und 9 Uhr eingespritzt. Nach etwa 30 Minuten wird ein SPECT (Singe photon enission computed tomography) erstellt. Wesentlich für die Untersuchung ist das Anbringen eines Navigationstargets am Patienten während der SPECT Untersuchung. Die Targetposition wird am Patienten markiert, damit dieses bei der Operation wieder an korrekt derselben Position angebracht werden kann. Mittels eines Kamerasystems kann das SPECT Bild intraoperativ über die Patientin projiziert werden. So können im Submillimeterbereich die Tiefenlage des Lymphknotens und die korrekte Position für den Hautzugang ermittelt werden. Neben diesem Visualisierungstool, kann zudem eine Realtime Navigation mittels Messung der aktuellen Radioaktivität mit der Gammasonde intraoperativ durchgeführt werden. (Die zusätzliche Einspritzung von blauem Farbstoff zur Identifikation ist möglich.) Ergebnisse: Die Integration eines Augmented Reality Verfahrens in die Sentineloperation des Vulvakarzinoms ist durchführbar. Schlussfolgerung:

Bezüglich der Operationsplanung und Schnittführung, der Zielgerichteten Navigation zum Sentinellymphknoten hin bzw. zur Minimierung des invasiven Eingriffes in der Leiste, scheint das Declipse-System ein hilfreiches Zusatztoll darzustellen. In wie weit die Trefferquote des Sentinels bzw. die Operationszeit und die peri- und postoperative Morbidität gesenkt werden können, muss durch prospektiv randomisierte Studien mit entsprechender Fallzahl geklärt werden.