Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2016; 13 - A12
DOI: 10.1055/s-0036-1583332

Fallbericht einer 44-jährigen Patientin mit einer komplexen beidseitigen Milchgangspapillomatose

J Brändle 1, I Gruber 1, J Behringer 1, R Fugunt 1, B Böer 1, SY Brucker 1, J Dezulian 1, A Hartkopf 1, G Helms 1, M Marx 2, U Hoopmann 1, E Oberlechner 1, C Ott 1, C Röhm 1, U Vogel 3, M Hahn 1
  • 1Frauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • 2Elblandklinikum Radebeul, Radebeul, Deutschland
  • 3Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland

Einleitung: Die Milchgangspapillomatose zählt zu den B3-Läsionen mit unsicherem biologischem Potential und tritt in 5 – 10% der intraduktalen Papillome auf. Das typische Erkrankungsalter liegt zwischen dem 35. und 55. Lebensjahr.

Intraduktale papilläre Epithelproliferationen können eine große histomorphologische Variabilität aufweisen. Bei benignen solitären Milchgangspapillomen ohne Atypien ist das Karzinomrisiko gering erhöht (RR: 2 – 4), bei Papillomen mit Atypien oder einer Papillomatose ist das Karzinomrisiko deutlich erhöht (RR: 4 – 5) und in bis zu 20% der Fälle mit einem Carcinoma in situ oder einem invasiven Mammakarzinom assoziiert.

Diese Heterogenität muss bei der interdisziplinären Diagnostik und Therapieplanung stets berücksichtig werden. Bei solitären Papillomen ist die Therapie der Wahl die komplette chirurgische Exzision. In seltenen Fällen (< 5%) stellen sich Patientinnen mit multiplen Papillomen einseitig oder, wie in unserem Fallbericht beschrieben, beidseits vor.

Fallbericht: Vorgestellt wird der Fall einer 44-jährigen prämenopausalen Patientin, die sich mit multiplen sonographischen und MR-tomographischen BIRADS IV Befunden beidseits in unserem Brustzentrum vorstellte. Anamnestisch ergab sich keine familiäre Mammakarzinombelastung. Klinisch zeigte sich eine bekannte Mamilleninversion beidseits ohne pathologische Sekretion sowie gut verschiebliche Tastbefunde beidseits bis 3 cm Größe.

Mittels sonographisch gesteuerter Stanzbiopsien bestätigte sich das Bild einer komplexen Milchgangspapillomatose der Mamma beidseits ohne Atypien.

Nach interdisziplinären Beratungen entschied sich die Patientin bei erhöhtem Entartungsrisiko für eine Nipplesparing Mastektomie beidseits mit Sofortrekonstruktion über Silikonimplantate. Eine brusterhaltende Operation war aufgrund der Multizentrizität nicht möglich.

Zusammenfassung: Die komplexe Milchganspapillomatose ist eine interdisziplinäre Herausforderung.

Der Beitrag diskutiert die klinische Präsentation, die Wertigkeit der bildgebenden Verfahren sowie die chirurgische Therapie.