Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2016; 13 - A34
DOI: 10.1055/s-0036-1583355

Ovar- und Mammakarzinomstudie: Klinische Bewertung von Biomarkern zur Differentialdiagnose von Krebs-Patientinnen – Validierung der diagnostischen Leistungsfähigkeit von Proneurotensin und Proenkephalin hinsichtlich Anwendbarkeit in der Vorsorge

S Grill 1, J Struck 2, A Bergmann 2, M Kiechle 1
  • 1Klinikum Rechts der Isar der TU München, Frauenklinik, München, Deutschland
  • 2Firma Sphingotec, Hennigsdorf, Deutschland

Aufgrund der zunehmenden Mammakarzinominzidenz mit Tendenz zur jüngeren Erstmanifestation, gewinnen die bestehenden Screeningmaßnahmen mehr an Bedeutung. Doch bleibt bislang ungeklärt, welche Frauen aufgrund einer individuellen Prädisposition zu einem Risikokollektiv gehören und in diesem Sinne von einer engmaschigeren Kontrolle profitieren würden.

2013 konnte in zwei großen schwedischen Studien (5,6) gezeigt werden, dass ein besonders hoher Proneurotensin-Blutspiegel eine Erhöhung des Brustkrebsrisikos um den Faktor 2,44 bis 8 suggeriert (5,6). Neurotensin und sein NT1-Rezeptor werden von Brustkrebszellen unabhängig vom Hormon-Rezeptor-Status überexprimiert. Die NT1 Rezeptor-Aktivierung durch Neurotensin induziert die Exprimierung des EGFR und bewirkt ein unkontrolliertes, invasives Zellwachstum. Neurotensin stimuliert das Brustkrebszellwachstum und wirkt antiapoptotisch. Ist die Konzentration von Proneurotensin (stabiler Surrogatmarker) auf nüchternen Magen erhöht, nimmt auch die Wahrscheinlichkeit zu, an Brustkrebs zu erkranken (1,2,3,4,5,6).

Ein in diesem Zusammenhang weiterer wichtiger Biomarker ist Proenkephalin. Wenn in Kombination mit einer Erhöhung des Proneurotensins eine zusätzliche Erniedrigung des pro-ENK-Wertes vorliegt, ergibt sich sogar ein 19-fach erhöhtes Risiko für eine Brustkrebserkrankung. Proenkephalin inhibiert die Tumorprogression durch direkte Interaktion mit den entarteten Zellen und verstärkt die Aktivität der natürlichen Killerzellen (7,8,9,10,11,12,13,14).

Im Rahmen der Ovar- und Mammakarzinomstudie sollen insgesamt 290 Patientinnen mit Mamma-/Ovarialkarzinom sowie gesunde Kontrollen innerhalb eines Jahres in die Studie eingeschlossen werden. Ziel ist die prospektive Erfassung und Validierung der diagnostischen Leistungsfähigkeit verschiedener innovativer Biomarker (u.a. Proenkephalin und Proneurotensin) zur Differentialdiagnose von Krebs-Patientinnen sowie Anwendbarkeit in der Vorsorge.