Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2016; 13 - A69
DOI: 10.1055/s-0036-1583390

Einfluss der Familienanamnese auf das Brustkrebsrisiko postmenopausaler Brustkrebspatientinnen – Ergebnisse aus der MARIE-Studie

K Krauß 1, K Thoene 2, C zu Eulenburg 3, A Rudolph 4, B Schmalfeldt 1, J Chang-Claude 2, 4, I Witzel 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Gynäkologie, Hamburg, Deutschland
  • 2Universitäres Cancer Center Hamburg (UCCH), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Krebsepidemiologie, Hamburg, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Hamburg, Deutschland
  • 4Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Abteilung Epidemiologie von Krebserkrankungen, Heidelberg, Deutschland

Fragestellung: Bei positiver Familienanamnese bezüglich eines Angehörigen ersten oder zweiten Grades mit Mammakarzinom erfolgt trotz fehlender klarer Evidenz auch vor dem 50igsten Lebensjahr die Kostenübernahme für die Mammadiagnostik durch die Krankenkassen. Der Zusammenhang zwischen Familienanamnese und Häufigkeit von durchgeführten Screening-Untersuchungen ist für Deutschland wenig untersucht.

Methodik: In der Fall-Kontroll-Studie MARIE (MAmmakarzinom RIsikofaktoren Erhebung) wurden zwischen 2002 – 2005 3813 Patientinnen mit Mammakarzinom und 7341 gesunde altersentsprechende (Alter 50 – 74) Kontrollprobandinnen nach Risikofaktoren für die Entstehung von Brustkrebs nach den Wechseljahren befragt. In der hier vorliegenden Analyse erfolgte die Identifikation von Risikofaktoren für das Auftreten eines Mammakarzinoms unter Berücksichtigung der Familienanamnese sowie der Häufigkeit von Mammografie-Screeninguntersuchungen (MG).

Ergebnis: Bei Patientinnen mit Mammakarzinom im Vergleich mit der gesunden Kontrollgruppe zeigte sich häufiger eine positive Familienanamnese (Angehörige 1. Grades: 18,2 vs. 12,2%, odds ratio (OR) 1,60, p < 0,001, Angehörige 2. Grades: 14,1% vs. 11,4%, OR 1,28, p < 0,001). In der multivariaten Analyse waren unter anderem eine positive Familienanamnese (OR 1,41, p < 0,001) sowie eine gutartige Brusterkrankung (OR 1,37, p < 0,001) mit dem Auftreten von Brustkrebs assoziiert. Das Austragen einer Schwangerschaft vor dem 29. Lebensjahr war mit einem geringeren Risiko für ein Mammakarzinoms assoziiert (OR 0,84, p = 0,011). Bei Brustkrebspatientinnen mit einer positiven Familienanamnese erfolgte häufiger eine MG als bei solchen ohne positive Familienanamnese (> 10 MG: 42,7% vs. 24,9%, p < 0,001). Patientinnen mit häufiger durchgeführten Mammografien wiesen unabhängig von der Familienanamnese häufiger ein frühes Tumorstadium auf (pT1, MG> 4: OR 3,17, MG> 10 OR 5,06, p < 0,001).

Schlussfolgerung: Obwohl Screening-Untersuchungen zur Erkennung kleinerer Mammakarzinome beitragen, scheinen sie auch bei Patientinnen unabhängig von einer positiven Familienanamnese vorteilhaft.