Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2016; 13 - A91
DOI: 10.1055/s-0036-1583412

Evaluation des MD Anderson Prognostic Index (MDAPI) zur lokoregionären Risikostratifikation in der neoadjuvanten Therapiesituation

L Michel 1, L Sommer 1, R González 2, J Lorenzo Bermejo 2, A Hennigs 1, M Golatta 1, J Heil 1, A Schneeweiss 1, C Sohn 1, F Marmé 1
  • 1Universitätsfrauenklinik/Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Heidelberg, Deutschland
  • 2Zentrum für medizinische Biometrie und Informatik, Heidelberg, Deutschland

Zielsetzung: Evaluation des MD Anderson Prognostic Index (MDAPI) zur lokoregionären Risikokalkulation nach neoadjuvanter Therapie.

Material und Methoden: Retrospektive Analyse von 456 Patientinnen, die zwischen 1/2003 und 12/2011 mit der Erstdiagnose Mammakarzinom in der Universitätsfrauenklinik Heidelberg neoadjuvant therapiert wurden. Stratifizierung der Patienten in 5 Gruppen (0 – 4) anhand des MDAPI. Uni- und multivariate Analyse prädiktiver Faktoren für LRRFS, IBTRFS sowie DDFS stratifiziert nach operativem Vorgehen (BET/ME).

Ergebnisse: 264 (57,9%) Patientinnen erhielten eine BET, 192 (42,1%) eine ME. Mastektomierte Patientinnen hatten signifikant größere Tumore, häufiger befallene Lymphknoten und Lymphgefäßeinbrüche, ein fortgeschritteneres klinisches Stadium (AJCC) vor und pathologisches Stadium (AJCC) nach NACT, ein höheres Grading, häufiger PR-positive Tumore sowie seltener eine pCR.

Das 5-Jahres In-Brust-Tumorrezidiv-freie-Überleben (IBTRFS) betrug 94% im Gesamtkollektiv, 95% in der Niedrig-Risikogruppe (MDAPI 0/1, n = 374), 84% in der mittleren Risikogruppe (MDAPI 2, n = 64) sowie 89% in der Hoch-Risikogruppe (MDAPI 3/4, n = 12)(p = 0,005). Bei Patientinnen mit BET betrug das IBTRFS 96% bzw. 83% für die Niedrig- und mittlere Risikogruppe (p = 0,05), bei Mastektomie 95%, 84% und 85% (p = 0,1).

In der BET-Gruppe war der MDAPI kein signifikanter Prädiktor für das LRRFS (p = 0,3). Der MDAPI korrelierte jedoch signifikant mit dem DDFS in der Gesamtgruppe (p < 0,001) und der BET-Gruppe (p = 0,005).

Zusammenfassung: 1. Bei der Indikation zur ME spielen die Variablen die den MDAPI ausmachen – neben zusätzlichen – bereits eine wichtige Rolle.

2. Die Patientenzahl der MDAPI-Hochrisikogruppe ist klein. Unsere Studie liefert keinen Beleg dafür, dass sich mit dem MDAPI durch Anpassung der lokalen Therapie für eine relevante Anzahl der Patientinnen eine Verbesserung der Prognose erzielen lässt.