Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2016; 13 - A152
DOI: 10.1055/s-0036-1583474

Neoadjuvante Behandlung einer schwangeren Mammakarzinom-Patientin mit Trastuzumab

K Wißlicen 1, T Engler 1, M Weiss 1, L Rava 1, C Walter 1, M Hahn 1, EM Grischke 1, FA Taran 1, D Wallwiener 1, SY Brucker 1, AD Hartkopf 1
  • 1Department für Frauenheilkunde, Tübingen, Deutschland

Kasuistik: 37-jährige IIIG/IIP mit invasiv-duktalem Mammakarzinom rechts in der 19+4. SSW. Klinisch zeigten sich ein verschieblicher Knoten sowie axillär mehrere verbackene Lymphknoten. Nach sonografischer Stanzbiopsie ergab sich das Stadium cT2,cN+,G2, ER neg, PR neg, Her2 pos. Kein Anhalt für Fernmetastasen. Beginn einer neoadjuvanten Chemotherapie mit EC. Nach 2 Zyklen deutlicher Progress. Wechsel der Chemotherapie auf Paclitaxel weekly unter Hinzunahme von Herceptin. Darunter stabiler Befund sowie zeitgerechte Entwicklung des Feten und normale Sonoanatomie. Im Verlauf zunehmende Schmerzsymptomatik, daher Lungenreifeinduktion und primäre Ablatio mit ALNE rechts nach der 5. Gabe Paclitaxel und 2. Gabe Trastuzumab in der 34+6. SSW. Postoperatives Stadium pT3,pN1a, G3,L1,V0,Pn0,R0,M0. Fortführung der Chemotherapie sowie Prolongation der Schwangerschaft. Primäre Sectio in der 34+6. SSW bei pathologischem CTG. APGAR 3/4/5, pH 7,01 bei Nabelschnurknoten. Im Rahmen der durchgeführten Echokardiografie ergaben sich keine kardialen Auffälligkeiten seitens des Kindes. In der erneuten Stagingdiagnostik zeigten sich bei der Patientin suspekte Lymphknoten im Verlauf der A. mammaria interna, kein Anhalt für Fernmetastasen. Fortführung von Paclitaxel weekly in Kombination mit Trastuzumab unter Hinzunahme von Pertuzumab. Im Verlauf Frührezidiv der Thoraxwand daraufhin Radiatio der rechten Thoraxwand und der Lymphabflusswege zur lokalen Tumorkontrolle. Bei klinisch gutem Ansprechen mit regredienten Lympknoten Abschluss des 3. Zyklus Paclitaxel sowie Fortführung der Antikörpertherapie mit Trastuzumab/Pertuzumab.

Fallberichten zufolge tritt unter Trastuzumab-Therapie im 2./3. Trimester in bis zu 73% der Fälle ein Oligo-/Anhydramnion auf. Die Hälfte aller Feten kam nach durchschnittlich 34. SSW gesund zur Welt. In ausgewählten Fällen erscheint Herceptin in der Schwangerschaft nach entsprechender Risikoaufklärung unter engmaschigen fetalen Kontrollen als eine effektive Therapieoption.