Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A15
DOI: 10.1055/s-0036-1583566

Euglykäme Ketoazidose während der Schwangerschaft – Gefahr für Mutter und Kind

F Weschenfelder 1, E Schleußner 1, T Groten 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung Geburtshilfe, Universitätsklinikum Jena, Germany

Fragestellung:

Bei der euglykämen Ketoazidose bei schwangeren Diabetikerinnen handelt es sich um eine seltene Notfallsituation mit potentiell fatalen Folgen für Mutter und Kind. Überlebensnotwendig ist die rechtzeitige Diagnose. Die Symptomatik geht oft mit für die Schwangerschaft üblichen Beschwerden wie Unwohlsein, abdominalen Schmerzen und vermehrtem Erbrechen einher. Wegen des fehlenden Blutzuckeranstieges bei schwangeren Patientinnen wird die Ketoazidose (DKA) dann leicht übersehen, mit möglicherweise tödlichen Folgen. Ist dieser Sonderfall der DKA ausreichend bekannt?

Methodik:

Fallvorstellung.

Ergebnisse:

Fallvorstellung einer 23-jährigen Typ I Diabetikerin, die sich bereits im ersten Trimenon wiederholt mit ausgeprägtem Erbrechen und Oberbauchschmerzen vorstellte. Die Behandlung erfolgte unter der Diagnose einer Hyperemesis. Die durchgeführte gastrointestinale Diagnostik ergab zusätzlich den Befund einer Hiatusgleithernie mit Refluxösophagitis. In der 27. SSW stellte sie sich erneut mit exazerbiertem Erbrechen und abominalen Schmerzen im Heimatkrankenhaus vor. Bei Nahrungskarenz war dabei die Insulintherapie pausiert worden. Nach Verlegung in unser Perinatalzentrum wurde eine schwere Ketoazidose bei euklyämen Blutzuckerwerten festgestellt (pH 7,25, BE -16 mmol/l, BZ 10,8). Es kam unmittelbar nach Eintreffen der Patientin im Kreißsaal zum intrauterinen Fruchttod. Nach Diagnosestellung und adäquater Behandlung stabilisierte sich die maternale Stoffwechsellage.

Schlussfolgerung:

Eine DKA tritt bei schwangeren Diabetikerinnen in 1 – 3% der Fälle auf, 30% verlaufen euglykäm. Eine Blutgasanalyse bei schwangeren Diabetikerinnen, die sich mit unklarer Verschlechterung des Allgemeinzustandes vorstellen, sollte routinemäßig erfolgen. Die Aufklärung der Patientinnen über das Risiko, die Symptome und die Einleitung von Vorsichtsmaßnahmen wie Acetonbestimmung im Urin, kann helfen das Risiko frühzeitig zu erkennen.