Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A23
DOI: 10.1055/s-0036-1583574

Schwangere Flüchtlingsfrauen – Zahlen und Diagnosen – der Versuch einer Analyse als Grundlage der Betreuungsoptimierung

A Weichold 1, E Schleußner 1, T Groten 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung für Geburtshilfe, Universitätsklinikum Jena

Fragestellung: Mit zunehmender Anzahl von Asylsuchenden in Deutschland verändert sich auch das Patientenkollektiv unserer Kliniken. Subjektiv empfunden, werden viele Frauen mit Erschöpfung, Hyperemesis oder Infektionen in der Schwangerschaft vorstellig und verlassen nach kurzer symptomatischer Therapie die Klinik wieder. Um die Betreuung dieser Frauen zu optimieren und die subjektiv deutlich zunehmende Zahl an stationären Behandlungen zu objektiveren, wurden folgende Daten ausgewertet.

Methodik: Analysiert wurden die Nationalität, Fallzahl, Schwangerschaftswoche, Diagnosen, und Aufenthaltsdauer von Frauen deren Behandlung vom Sozialamt getragen wurde und deren Nationalität nicht als deutsch angegeben wurde. Es erfolgte die retrospektive Analyse für den Zeitraum vom 01.01.2015 bis 01.04.2016 für die Geburtshilfe der Universitätsfrauenklinik Jena.

Ergebnisse: Der Anteil von asylsuchenden schwangeren Frauen in unserem Patientenkollektiv betrug 11% aller präpartal stationären Patientinnen. Von 16 Nationalitäten bilden die syrische Patientinnen mit 35% die Mehrheit. Im Median betrug die Dauer des stationären Aufenthaltes 2 Tage, die kodierten Diagnosen waren zu 16% Hyperemesis, 27% Urogenitalinfektionen, 6% Infekte anderer Genese, 10% präpartale Blutung, 6% Aborte und 6% maternale-, sowie 4% fetale Erkrankungen. In 25% wurden anderen Diagnosen (vorzeitige Wehentätigkeit, Zervixinsuffizienz, Amnioninfektion, Oligohydramnion, Mehrlinge, Uterusnarbenkomplikationen) dokumentiert.

Schlussfolgerung: Das Patientenkollektiv unserer Kliniken wandelt sich, und die Betreuung von Flüchtlingen wird auch in Zukunft einen höheren Stellenwert annehmen. Die Kenntnis der Diagnosen und Beschwerden mit denen sich diese Patientinnen in unseren Kliniken vorstellen, ist eine Voraussetzung für die Optimierung der Betreuung und Begleitung asylsuchender Schwangerer.