Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A37
DOI: 10.1055/s-0036-1583588

Fetale Aortenbogenanomalien – pränatale Diagnosestellung und Beratung im Hinblick auf das Geburtsmanagement und die postnatale Bedeutung

U Heider 1, P Kinzel 2, C Springer 1
  • 1St. Elisabeth-Krankenhaus Leipzig
  • 2Herzzentrum Leipzig, Helioskliniken GmbH

Fragestellung:

Angeborene Anomalien des Aortenbogens gehören zu den häufigeren aber in ihrer Auswirkung differenten Erkrankungen. Gemeinsam ist ihnen die Symptomatik der möglichen Kompression von Ösophagus und Trachea. Des Weiteren können leichte körperliche Belastungseinschränkungen bis hin zu lebensbedrohlicher Minderperfusion der Herzkranzgefäße eintreten. Eine OP-Indikation besteht in Fällen mit ausgeprägter Symptomatik oder hämodynamischer Bedeutsamkeit. Für Neugeborene mit kritischer Aortenisthmusstenose ist eine intensivmedizinische Betreuung mit Prostaglandintherapie zur Offenhaltung des Ductus arteriosus existentiell. Folgende Fragen stellen sich: Ist pränatal bereits eine Abschätzung der kindlichen Prognose oder Therapiepflichtigkeit möglich? Welche Bedeutung erlangen milde sonografische Hinweiszeichen („kinking“)? Wie kann eine optimale Geburtsplanung und Beratung erfolgen?

Methodik:

Es wurde eine Literaturrecherche aktueller Studien durchgeführt. Im Anschluss wurden eigene pränatal diagnostizierte Fälle (n = 15) und deren Ausgang gegenübergestellt. Daraus konnte eine genauere Strategie hinsichtlich Geburtsplanung und pränataler Beratung und Begleitung entwickelt werden.

Ergebnisse:

Die häufigsten Anomalien des Aortenbogens sind der rechtsseitige Aortenbogen, der doppelte Aortenbogen und das Vorhandensein einer Arteria lusoria. Diese Anomalien sind selten operationspflichtig, werden aber kinderkardiologisch postnatal weiterbetreut. Eine schwerwiegende Beeinträchtigung stellt die Aortenisthmusstenose dar, welche in der Regel operativ versorgt wird. Dabei profitieren Neugeborene von der pränatalen Diagnosestellung, da so eine optimale und zügige therapeutische Versorgung ermöglicht wird. Der Geburtsmodus kann in den meisten Fällen spontan angestrebt werden.

Schlussfolgerungen:

Bei sonografischen Hinweiszeichen auf fetale Aortenbogenanomalien wird ein kinderkardiologisches Konsil empfohlen sowie mehrmalige Kontrolluntersuchungen zur Prognoseabschätzung des Kindes. Insbesondere im Hinblick auf die Geburtsplanung und das postnatale Vorgehen sollte ein Neonatologe informiert und hinzugezogen werden.