Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P56
DOI: 10.1055/s-0036-1583829

Korrelation der Angst- und Schmerzempfindung während Chorionzottenbiopsie und Amniozentese

K Klages 1, 2, S Kundu 1, J Erlenwein 3, M Elsässer 4, P Hillemanns 1, I Staboulidou 1
  • 1Frauenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover
  • 2Frauenklinik der Diakovere Friederikenstift Hannover
  • 3Universitätklinikum Göttingen, Klinik für Anästhesiologie
  • 4Frauenklinik des Universitätsklinikum Heidelberg

Zielsetzung: Die Pränataldiagnostik gehört zur sonographischen Routinediagnostik in der Betreuung der Schwangerschaft. Nichtsdestotrotz können auffällige Befunde und dessen Abklärung große Besorgnis erwecken.

Ziel der Studie war, die Angst der Schwangeren vor invasiver Diagnostik, als auch den empfundenen Schmerz während der Untersuchung darzustellen Es sollte untersucht werden, ob sich die Chorionzottenbiopsie und Amniozentese hinsichtlich empfundener Schmerzen unterscheiden. Des Weiteren wurde evaluiert ob ein höheres Angstlevel vor einer Punktion mit einem stärkeren Schmerzempfinden assoziiert ist und inwieweit die Indikation einen Einfluss auf die Angst- und Schmerzempfindung besitzt.

Methoden und Patientinnen: Patientinnen, die zur invasiven Diagnostik kamen, wurden gebeten, den STAI-Fragebögen zur State- und Trait-Angst auszufüllen. Die Trait-Angst erfasst den Angsttyp. Die State-Angst erfasst die situative Angst. Die Schmerzintensität wurde nach der Untersuchung anhand einer verbalen Analogskala erfragt. Die Rekrutierung erfolgte an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), am Universitätsklinikum Heidelberg und in der Praxis Dres. Schütte, Braunschweig. Die Ethikkommission der MHH bewilligte die Studie. Statistik: Varianzanalyse, Pearson-Chi-Quadrat-Test. Signifikanz wenn p < 0,05.

Resultate: 348/480 (73%) Schwangere hatten eine Amniozentese, 131/480 (27%) eine Chorionzottenbiopsie. Demographisch-soziokulturell lag ein vergleichbares Kollektiv vor. Es zeigte sich eine positive Korrelation zwischen der Trait-Angst und State-Angst; je ängstlicher die Patientin vom Angsttyp, desto höher die Angst vor der Punktion. Die State-Angst lag in der Amniozentesegruppe bei 48,3 ± 11,8, in der Chorionzottenbiopsiegruppe bei 53,5 ± 12,6. Es zeigte sich eine positive Korrelation zwischen der Angst- und Schmerzempfindung. Je höher das Angstlevel war, desto stärker war die Schmerzintensität. Starke Schmerzen wurden von 13% der Chorionzottenbiopsiegruppe, 7% von der Amniozentesegruppe angegeben. Einen Einfluss auf die Angst- und Schmerzempfindung hatte die Indikation. Die häufigste Indikation zur Chorionzottenbiopsie war ein auffälliger sonographischer Befund (38%), zur Amniozentese die reine Altersindikation (58%).

Diskussion: Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit und die internationale Datenlage zeigen, dass sowohl die Amniozentese als auch die Chorionzottenbiopsie gut toleriert werden. Ausschlaggebend bei der Schmerzempfindung ist die Höhe des Angstlevels. Insbesondere die Indikation zur invasiven Diagnostik nimmt einen hohen Stellenwert bei der Angstentstehung und der damit verbundenen Schmerzempfindung ein. Allein schon aufgrund dessen sollte im vorherigen Aufklärungsgespräch versucht werden, Ängste zu reduzieren.