Zeitschrift für Phytotherapie 2016; 37 - Vet03
DOI: 10.1055/s-0036-1584421

Proliferationshemmung der Equinen Sarkoid-Zelllinie E42/02 durch Mistelextrakte

J Felenda 1, C Beckmann 1, F Stintzing 1
  • 1WALA Heilmittel GmbH, Bad Boll/Eckwälden, Deutschland

Das Equine Sarkoid (ES) ist der häufigste Hauttumor bei Equiden. Auslöser ist das bovine Papillomavirus. Das ES ist ein semimaligner Hauttumor mesenchymalen Ursprungs mit variabler epidermaler Beteiligung und wächst lokal aggressiv und infiltrativ. Klinisch werden verschiedene Formen des ES unterschieden [1]. Wenig aggressive Sarkoidformen (okkult, verrukös) können durch Traumatisierungen in einen aggressiveren Sarkoidtyp (fibroblastisch) (Abb. 1) übergehen. Die Behandlung des ES stellt eine therapeutische Herausforderung dar, da die Rezidivrate sehr hoch ist. Eine neue Therapiemöglichkeit zeichnet sich durch die bekannten Wirkungen der Mistel in der Krebstherapie und klinische Anwendungserfahrungen mit subkutan injiziertem Iscador® P beim Equinen Sarkoid [2] ab.

Abb. 1: Equines Sarkoid am Unterbauch, fibroblastischer Typ.

Um diese Aussage zu stützen, wurde die antiproliferative Wirkung von wässrigen Auszügen von Misteln verschiedener Wirtsbäume (Abietis, Crataegi, Mali, Pini, Populi, Quercus, Salicis und Tiliae) an einer fibroblastischen Equinen Sarkoid-Zelllinie (E42/02) untersucht. Zwei Testsysteme (Alamar Blue Assay mit 72 Std. Inkubation und Soft Agar Assay mit 144 Std. Inkubation) erfassten in einem zwei- bzw. dreidimensionalen Design die Anzahl lebender Zellen anhand der Redox-Reaktion des blauen Resazurin zum rosafarbenen, fluoreszierenden Resorufin. Die Referenzsubstanz war Actinomycin-D. Alle 8 Extrakte inhibierten das Wachstum der Zellen im untersuchten Konzentrationsbereich vollständig. Die stärkste Hemmung erzielte der Extrakt der Weidenmistel (Soft Agar Assay: IC50-Verdünnung: 1:833.333). Die Reihenfolge der ermittelten IC50-Werte der unterschiedlichen Mistelextrakte korrelierte mit dem Gehalt an Mistellektin-1. Die Referenzsubstanz Actinomycin-D konnte in keiner getesteten Konzentration das Zellwachstum vollständig hemmen.

Diese vielversprechenden Ergebnisse deuten auf eine neue Therapiemöglichkeit des Equinen Sarkoids mit wässrigen Auszügen aus Misteln (Iscucine®, WALA Heilmittel GmbH) hin.

Danksagung: Die WALA Heilmittel GmbH dankt der ProQinase GmbH für die Durchführung der In-vitro-Untersuchungen und dem Friedrich-Löffler-Institut für die Bereitstellung der Equinen Sarkoid Zelllinie.

[1] Knottenbelt DC. Clin Tech Eq Prac 2005; 4: 278 – 295

[2] Christen-Clottu O et al. J Vet Intern Med 2010; 24: 1483 – 1489