Hintergrund: Ein beachtlicher Teil gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Geschehens kreist um
Gesunderhaltung, Gesundheitsförderung sowie den Umgang mit Krankheit samt Therapie
und Pflege. Gleichwohl ist der politische Stellenwert des Themas Gesundheit bisher
gering. Das Konzept StadtGesundheit (Urban Health) soll helfen, urbanes Gesundheitsgeschehen
bewußter zu machen, den Einfluss von Fachpolitiken zu verstehen und Entwicklungen
gesundheitspositiv zu beeinflussen.
Ziel: Anhand einer Fallstudie zur StadtGesundheit werden der Nutzwert einer solchen Blickfelderweiterung
aufgezeigt und Optionen für den Ausbau benannt.
Methodik: Die zugrunde liegende, orientierende Fallstudie zu StadtGesundheit im Stadtstaat
Hamburg basiert auf Literaturanalyse und ExpertInnenurteil; sie kombiniert einen historischen
Rückblick mit einer synoptischen Darstellung des Status quo. Der vorliegende Beitrag
baut darauf auf und ist das Ergebnis eines Diskussionsprozesses unter den beteiligten
AutorInnen.
Ergebnisse: Für eine Blickfelderweiterung als umfassende „Gesamtschau“ auf StadtGesundheit sprechen
mehrere Gründe: (1) Die anschauliche Deskription von Komplexität und Umfang gesundheitlicher
Strukturen und Prozesse hat das Potenzial, zur angemesseneren Wahrnehmung und Wertschätzung
des Themas Gesundheit beizutragen. (2) Der integrative Blick kann Ansatzpunkte für
Strategien zur Leistungsverbesserung aufzeigen. Lücken und ungewollte Doppelungen
lassen sich erkennen. Neue Kooperationschancen können sich ergeben: Wenn Heilberufsangehörige
z.B. die Angebote der Gesundheitsförderung kompetent überblicken, dürfte Individualberatung
profitieren; komplexe Aufgaben einer Mitwirkung an (Stadt)Planung werden besser lösbar,
wenn qualifizierte (institutionelle) Kompetenz aus dem „Gesamtangebot“ rasch hinzugezogen
werden kann; die Potenziale intersektoraler Kooperation – z.B. Bildung und Gesundheit
– treten klarer zutage. (3) Durch die Blickfelderweiterung entstehen neue Möglichkeiten
der Priorisierung, z.B. in Richtung auf Zukunftsfähigkeit, und der Steuerung, z.B.
in kontraproduktiven Konkurrenzsituationen. Die Erstellung eines Fachplans Gesundheit
wird durch den integrativen Blick von Stadtgesundheit begünstigt. (4) Eine Gesamtschau
ist geeignete Grundlage für eine über die Teilsysteme hinausgehende Evaluation und
Qualitätssicherung sowie darauf gründende Verbesserungsansätze. – Auf welche Weise
lässt sich solche Blickfelderweiterung erreichen? Hier kommen Top-down-Ansätze infrage,
also Motivation und Unterstützung durch die administrative und politische Leitung,
wie auch Bottom-up-Ansätze, z.B. indem Praxis-Akteure sich die Nahtstellen ihrer Aktionsfelder
ins Bewusstsein rufen und neue Bausteine zusammenfügen. Ohne ihr methodisches Repertoire
erweitern zu müssen kann die Gesundheitsberichterstattung eine zentrale Rolle für
die Blickfelderweiterung übernehmen und breit angelegte Diskussionsprozesse unterstützen.
Schlussfolgerung: Eine Blickfelderweiterung als umfassende „Gesamtschau“ auf StadtGesundheit ist sinnvoll
und geradezu unumgänglich. Referenzen beim Verfasser.