Hintergrund: Hypertonie ist ein wichtiger, weit verbreiteter Risikofaktor für Herz-, Nieren- und
Gehirnerkrankungen [1 – 2], verbunden mit einem beachtlichen Präventionspotential
[3]. Die Ermittlung der Hypertonieprävalenz ist zu dessen Bewertung und Ausschöpfung
von Bedeutung. Eine Blutdruckmessung kann im Rahmen von Studien nicht immer realisiert
werden. Zur Ermittlung der Prävalenz dienen dann Primär-(Befragungs-) und Sekundärdaten
mit unterschiedlichen Limitationen, die durch ein Datenlinkage reduziert oder beseitigt
werden können [4].
Methoden und Ziele: Im Rahmen der lidA-Studie (BMBF-Förderkennzeichen: 01ER0826) wurde Hypertonie durch
Befragung von Erwerbstätigen zweier Jahrgänge (1959, 1965) in zwei Befragungswellen
(2011, 2014) erhoben [5 – 6]. Zusätzlich liegen individuelle Krankenkassendaten (ambulant,
stationär, Arbeitsunfähigkeit, Arzneimittel) der Jahre 2009 bis 2013 von zehn gesetzlichen
Krankenkassen vor. Hypertonie wird in den Krankenkassendaten abgebildet über die Diagnosen
I10-I15 und deren Komorbiditäten (I20-I25, I50, I61, I63-I64), außerdem über antihypertensive
Medikamente in den Arzneimitteldaten (ATC-Code C02-C03, C07-C09). Mittels Datenlinkage
werden die Datenquellen kombiniert. Die Übereinstimmung wird über Cohen's Kappa (k)
bestimmt [7 – 8]. Im Rahmen der hier vorgestellten Analyse soll die Befragungsprävalenz
mit der der Krankenkassendaten verglichen und ergänzt werden, um die Risikogruppe
„Erwerbstätige mit Hypertonie“ präziser bestimmen zu können. Ergebnisse: Zum Zeitpunkt
der zweiten Befragung berichten 30,7% der 4.244 Befragten, dass ein Arzt jemals einen
Bluthochdruck bei ihnen diagnostiziert hat. Zusätzlich konnten bei Vorliegen eines
informed consent für 1.031 Personen individuelle Krankenkassendaten mit ihren Befragungsdaten
verknüpft werden. Die Befragungsdaten stimmen mit den Angaben in den Arbeitsunfähigkeitsdaten
bzw. Arzneimitteldaten nur leicht überein (k:0,22 bzw. 0,36). Eine Kombination beider
Sektoren erhöht die Übereinstimmung (k:0,47). Die kombinierte Prävalenz steigt damit
auf 31,4%.
Diskussion und Praxisrelevanz: Eine leichte bis mittlere Übereinstimmung der Befragungs- und Krankenkassendaten
bestätigt den Mehrwert des Datenlinkage zur Abbildung der Prävalenz. Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
wegen Bluthochdruck kommt selten vor. Dagegen gibt es eine große Zahl spezifischer
Verschreibungen. Es können 32 zusätzliche Personen mit einer Hypertonie in den Krankenkassendaten
identifiziert werden (Kombination Arbeitsunfähigkeits- und Arzneimitteldaten). Im
Weiteren werden die ambulanten und stationären Diagnosedaten in das Linkage integriert.
Dadurch wird eine zusätzliche Erhöhung der Prävalenz erwartet. Die Befragungsprävalenz
kann erfolgreich um die dokumentiert versorgte Prävalenz ergänzt werden. Die Risikogruppe
„Erwerbstätige mit Hypertonie“ lässt sich mittels Datenlinkage erweitern und bietet
so die Ausgangsbasis für weiterführende Analysen. Referenzen beim Verfasser.