Hintergrund: Spontane intercostale Thoraxwandhernien stellen eine Seltenheit dar. Überwiegend
sind Männer in der 7. und 8. Altersdekade betroffen, als Komorbidität liegt neben
einer Adipositas meist eine chronisch obstruktive Atemwegserkrankung vor. Bei zunehmendem
Anteil an adipösen Patienten und zunehmenden Alterung der Bevölkerung ist mit einer
Zunahme dieses seltenen Hernientyps zu rechnen.
Die Therapie einer Intercostalhernie ist primär operativ durch Restabilisierung des
betroffenen intercostalen Segments. Bei gleichzeitiger Ruptur des Rippenbogens – als
ventrale Fortsetzung des dehiszenten Intercostalraums – liegt häufig bereits eine
versorgungsbedürftige Strukturschwächung der Oberbauchwandung vor.
Material und Methode: Wir haben am Klinikum Nürnberg im Zeitraum 2006 bis 2016 unter 16 Patienten mit Intercostalhernien
eine Serie von 9 Fällen (56%) mit Spontanruptur behandelt und die Krankengeschichte
dieser Patienten im Sinne einer retrospektiven Fallstudie analysiert.
Ergebnis: In 3 Fällen wurde eine synchrone Rippenserienfraktur gefunden. 8 von 9 Hernien fanden
sich im 8. ICR, eine im 10. ICR. In 3 Fällen setzte sich die Läsion bis in die ventrolaterale
Bauchwand fort. Insgesamt wurden 6 Patienten (6 Männer, Alter 46 – 78J) operiert,
hierbei wurde nach befundadaptierter Thorakotomie die Thoraxwand durch pericostale
Nähte mit nichtresorbierbarem Material (Polypropylene, Polyester) rekonstruiert. In
einem Fall erfolgte zusätzlich eine Augmentation mit Polypropylene-Mesh. In 3 Fällen
(50%) trat ein intercostales Hernienrezidiv im gleichen Interkostalraum auf, welches
in 2 Fällen erneut operativ versorgt wurde und danach stabil ausheilte. In einem Fall
kam es zu einer Spätdehiszenz und Hernienbildung der ipsilateralen Oberbauchwandung,
welche eine Meshimplantation im Oberbauch erforderte.
Schlussfolgerung: Aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen handelt es sich bei spontanen Interkostalhernien
um seltene Ereignisse bei regelhaft komplexer Komorbidität. Zur Thoraxwandrekonstruktion
bevorzugen wir derzeit geflochtene Polyesterbänder (z.B. MERSILENE® in 8-Touren, 4
– 6 Stück). Eine synchrone Strukturschwächung der Bauchwand sollte intraoperativ in
allen Fällen eines rupturierten Rippenbogens gezielt gesucht und stadiengerecht versorgt
werden.