Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P014
DOI: 10.1055/s-0036-1592674

Klinische Bewertung von Biomarkern zur Differentialdiagnose von Krebs-Patientinnen – Validierung der diagnostischen Leistungsfähigkeit von Proneurotensin und Proenkephalin hinsichtlich der Brustkrebsinzidenz sowie Anwendbarkeit in der Vorsorge

S Grill 1, J Struck 2, A Bergmann 2, M Kiechle 1
  • 1Klinikum rechts der Isar TUM, Gynäkologie und Geburtshilfe, München, Deutschland
  • 2Sphingotec GmbH Hennigsdorf, Hennigsdorf, Deutschland

Aufgrund der zunehmenden Mammakarzinominzidenz mit Tendenz zur jüngeren Erstmanifestation, gewinnen die bestehenden Screeningmaßnahmen mehr an Bedeutung. Doch bleibt bislang ungeklärt, welche Frauen aufgrund einer individuellen Prädisposition zu einem Risikokollektiv gehören und in diesem Sinne von einer engmaschigeren Kontrolle profitieren würden.

2013 konnte in zwei großen schwedischen Studien (5,6) gezeigt werden, dass ein besonders hoher Proneurotensin-Blutspiegel eine Erhöhung des Brustkrebsrisikos um den Faktor 2,44 bis 8 suggeriert (5,6). Neurotensin und sein NT1-Rezeptor werden von Brustkrebszellen unabhängig vom Hormon-Rezeptor-Status überexprimiert. Die NT1 Rezeptor-Aktivierung durch Neurotensin induziert die Exprimierung des EGFR und bewirkt ein unkontrolliertes, invasives Zellwachstum. Neurotensin stimuliert das Brustkrebszellwachstum und wirkt antiapoptotisch.

Ein in diesem Zusammenhang weiterer wichtiger Biomarker ist Proenkephalin. Wenn in Kombination mit einer Erhöhung des Proneurotensins eine zusätzliche Erniedrigung des pro-ENK-Wertes vorliegt, ergibt sich sogar ein 19-fach erhöhtes Risiko für eine Brustkrebserkrankung. Proenkephalin inhibiert die Tumorprogression durch direkte Interaktion mit den entarteten Zellen und verstärkt die Aktivität der natürlichen Killerzellen.

Im Rahmen der Ovar- und Mammakarzinomstudie wurden bereits 110 von insgesamt 290 einzuschließenden Patientinnen mit Mamma-/Ovarialkarzinom sowie gesunde Kontrollen eingeschlossen. Ziel ist die prospektive Erfassung und Validierung der diagnostischen Leistungsfähigkeit verschiedener innovativer Biomarker (u.a. Proenkephalin und Proneurotensin) zur Differentialdiagnose von Krebs-Patientinnen sowie Anwendbarkeit in der Vorsorge. Wir erwarten eine positive Bestätigung der Marker Pro-NT sowie Pro-ENK bei Vorliegen eines Mammakarzinoms und möchten eine Korrelation zu gesunden Patientinnen schaffen. Auf diese Weise sowie durch die Anwendung neuer Biomarker soll es möglich werden, Hochrisikopatientinnen zu identifizieren und einer intensivieren Vorsorge zuzuführen.