Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P244
DOI: 10.1055/s-0036-1592776

Möglicher Benefit einer niedermolekularen Heparinisierung in der Schwangerschaft bei habituellen Aborten und M2/Annexin-A5 (ANXA-5) Trägerschaft: post-hoc Analyse der EThiG-II-Studie

N Rogenhofer 1, 2, A Markoff 3, A Wagner 4, HG Klein 4, D Petroff 5, E Schleussner 6, CJ Thaler 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hormon- und Kinderwunschzentrum, München, Deutschland
  • 2EThiGII-Gruppe, Jena, Deutschland
  • 3Institut für Humangenetik, Münster, Deutschland
  • 4Zentrum für Humangenetik und Laboratoriumsmedizin, Martinsried, Deutschland
  • 5Universität Leipzig, Zentrum für klinische Studien, Leipzig, Deutschland
  • 6Universitätsfrauenklinik Jena, Jena, Deutschland

Zielsetzung: Vier aufeinander folgende Nukleotid-Substitutionen in der Promoter-Region des Annexin A5 (ANXA5)-Gens kodieren den M2-Haplotyp und führen zu einer verringerten Expression des Proteins. Damit resultiert offenbar eine verminderte antithrombotische Schutzwirkung im Chorion der Plazenta. Es ist bekannt, dass die maternale M2-Trägerschaft Risikofaktor für rezidivierende Spontanaborte (RSA) darstellt. Zur Evaluation eines möglichen therapeutischen Vorteils mittels einer niedermolekularen Heparinisierung (NMH) in der Schwangerschaft, führten wir eine post-hoc Analyse der EThiG-II-Studie durch.

Material, Methodik: Bei der EThiG-II-Studie, welche die Effektivität von NMH im Vergleich zur Kontrolle bei RSA analysierte, handelt es sich um eine zweiarmig randomisierte Untersuchung. Es wurde die Therapie mit Dalteparin 5000IE/d mit Multivitaminen versus Multivitamin allein verglichen (Schleussner et al. AnIntMed. 2015;162:601 – 9). Von insgesamt 449 randomisierten Patientinnen, lagen DNA von 224 zur Analyse vor.

Ergebnis: 19,6% (44) waren M2-Trägerinnen. 56,8% (25) davon waren in der Heparin-Gruppe versus 43,2% (19) in der Kontrollgruppe. In der Gruppe der M2-Träger, die mit NMH therapiert wurden, kam es in 4% (1/25) zu einem Abort < 24. Schwangerschaftswoche, in der Kontrollgruppe (M2-Träger mit Multivitamin) fanden 21,1% (4/19) Aborte statt, was eine OR von 5,6 (p = 0,15) für intakte Schwangerschaften der behandelten Gruppe ergibt. Im Gegensatz dazu war die NMH Behandlung bei Nicht-M2-Trägerinnen, verglichen mit nicht behandelten Frauen dieser genetischen Konstitution, ohne Bedeutung OR = 1,6 (p = 0,40). Damit resultiert ein 5-faches Risiko für RSA bei M2-Trägerschaft ohne NMH-Therapie.

Zusammenfassung: Die Ergebnisse geben Hinweis auf einen Vorteil einer NMH-Therapie bei Frauen mit RSA und M2/ANXA5-Trägerschaft. Jedoch ist ein größeres Studienkollektiv nötig um diesen Benefit zu belegen.