Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P248
DOI: 10.1055/s-0036-1592780

Ulipristal hemmt Progesteron-vermittelte Kalziumsignale und könnte mit der für die Spermienfunktion wichtigen Progesteronwirkung interagieren

M Geitner 1, I Hoppe 1, C Biskup 2, IB Runnebaum 1, JM Weiss 3
  • 1Universitätsklinikum Jena, Frauenklinik, Jena, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Jena, AG Biomolekulare Photonik, Jena, Deutschland
  • 3Kantonspital, Lüzern, Schweiz

Zielsetzung: Das natürliche Gestagen Progesteron induziert im Spermium über einen nicht-genomischen Mechanismus einen Kalziumeinstrom, der im Rahmen der Befruchtung für viele wichtige Spermienfunktionen notwendig ist. Ulipristal, ein synthetischer Progesteronrezeptormodulator, ist seit 2012 zur Therapie des Uterus myomatosus zugelassen und wird zudem im Rahmen der Notfallkontrazeption angewandt. Somit ist es möglich, dass Spermien mit dieser Substanz im weiblichen Genitaltrakt in Berührung kommen. Daher wurde geprüft, ob Ulipristal ebenfalls auf den nicht-genomischen Progesteronrezeptor humaner Spermien wirkt und somit wie Progesteron die intrazelluläre Kalziumionenkonzentration beeinflusst.

Materialien und Methoden: Für die Untersuchungen wurden Ejakulate von 21 Männern mit Normozoospermien verwendet. Die mithilfe des Swim-up-Verfahrens aufbereiteten Proben wurden mit dem ratiometrischen Kalziumindikator Fura-2-AM versetzt Die Änderungen der Kalziumionenkonzentration wurden nach Inkubation mit 5 – 20µM Ulipristal und/oder 3µM Progesteron mit einem inversen Epifluoreszenzmikroskop verfolgt.

Ergebnisse: Bei Verwendung einer 20µM Ulipristal-Lösung wurden Kalziumsignale beobachtet, die vergleichbar mit solchen nach Progesteronstimulation waren. Niedrigere Konzentrationen (5, 10, 15µM) zeigten keinen vergleichbaren Effekt.

In weiteren Experimenten erfolgten die sequentielle und simultane Zugabe von Progesteron und Ulipristal um eine potentielle Interaktion beider Substanzen aufzudecken. Hierbei konnte bei gleichzeitiger Zugabe der Substanzen keine Veränderung des Kalziumeinstroms nachgewiesen werden, während eine vorangehende Ulipristalgabe einen hemmenden Effekt auf den nachfolgenden Progesteron-induzierten Kalziumanstieg hatte.

Zusammenfassung: 20µM Ulipristal kann Kalziumsignale hervorrufen, die den Signalen nach Progesteronstimulation ähneln. Ulipristal hemmt die Progesteron-vermittelten Kalziumsignale und könnte so mit der für die Fertilität wichtigen Progesteronwirkung interagieren. Eine Wirkung über den gleichen Rezeptor erscheint wahrscheinlich.