Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P298
DOI: 10.1055/s-0036-1592797

Parasitäre Leiomyome als seltene Komplikation von Morcellement

R Ströder 1, JC Radosa 1, L Gabriel 1, A von Heesen 1, A Hamza 1, EF Solomayer 1, I Juhasz-Böss 1
  • 1Uniklinik Homburg/Saar, Homburg, Deutschland

Wir berichten über eine Patientin, die eine laparoskopische Myomenukleation und danach eine laparoskopische supracervikale Hysterektomie erhalten hat und bei der später parasitäre Leiomyome festgestellt wurden.

Eine 47-jährige, prämenopausalen IIG IP, unterzog sich mit 39 Jahren einer laparoskopischen Myomenukleation und vier Jahre später einer laparoskopischen supracervikalen Hysterektomie in domo. Der 2011 entfernte Uterus wog 1004 g und wurde morcelliert. Beide Eingriffe verliefen ohne Komplikationen. 2015 stellte sich die Patientin erneut in unserer Ambulanz mit Unterbauchschmerzen, erhöhtem CA125 von 119 U/ml und multiplen intraabdominellen Tumoren, die in einer MRT des Abdomen diagnostiziert wurden vor. Eine erneute Laparoskopie zwecks Gewebesicherung wurde empfohlen. Intraoperativ zeigten sich multiple intraabdominelle Tumore, die diffus im kleinen Becken und dem Peritoneum verstreut und zum Teil mit dem Darm verwachsen waren. Die intraoperative Biopsie war im Schnellschnitt als benigne. Die Leiomyome wurden komplett entfernt und die Diagnose bestätigte sich auch in der endgültigen Histologie.

Parasitäre Leiomyome sind eine seltene Entität. Man erklärt sich ihre Entstehung durch iatrogene Ursachen, z.B. einer stattgehabten Myomenukleation oder Hysterektomie. Durch das Morcellement verbleiben kleine Fragmente im Abdomen und können sich ohne Bezug zum Uterus implantieren. Das Wachstum wird durch Hormon- und Wachstumsfaktoren gefördert. Eine Adnexektomie kann diesem vorbeugen, ist jedoch umstritten, da nur Fallberichte bekannt sind. Selten kann es zu einer Entartung zu Leiomyosarkomen kommen.

Endoskopiker sollten parasitäre Leiomyome kennen, um ihre Patientinnen ausreichend aufklären zu können und um das Abdomen gründlich nach verbleibenden Fragmenten abzusuchen. Diese seltene Komplikation sollte als Differentialdiagnose beim Auftreten von multiplen intraabdominellen Tumoren auch Jahre nach einem Morcellement beachtet werden.