Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P301
DOI: 10.1055/s-0036-1592800

Physio- und Verhaltenstherapie zur Behandlung der Überaktiven Blase (OAB)

M Wolz-Beck 1, C Reisenauer 1, S Hahn 1, S Brucker 1, M Hübner 1
  • 1Universitätsklinikum, Department für Frauengesundheit, Tübingen, Deutschland

Zielsetzung: Die Physiotherapie ist in der konservativen Behandlung der überaktiven Blase (OAB) die erste Therapieoption. Mit dieser Pilotstudie sollte die Wirksamkeit einer Physio- und Verhaltenstherapie untersucht werden.

Materialien und Methoden: Altersunabhängig wurden Frauen (n = 32, Altersmedian 50; 21 – 79 Jahre, BMI 24,4 ± 4,8 kg/m2 MW ± SD) mit OAB (Miktionsfrequenz ≥10/24h) eingeschlossen. Die Symptomlänge betrug im Median 4 (0,5 – 22) Jahre. Jede Studienprobandin durchlief fürs Gesamtkollektiv identische Therapieeinheiten (6 – 9, 14-tägiger Abstand). Primäre Zielvariable war eine Reduktion der Miktionsfrequenz. Als sekundäre Zielvariablen wurden die validierten Fragebögen ICIQ-OAB, ICIQ-OABqol und eine visuelle Analogskala (VAS) zur Beurteilung des individuellen Leidensdruckes herangezogen. Die Datenerhebung erfolgte prä- und posttherapeutisch sowie im follow-up nach 6 Monaten. Die statistisch Auswertung erfolgte mithilfe des Wilcoxon-, des Friedman-Testes und der punktbiserialen Spearman-Korrelation.

Ergebnisse: Es fand sich eine signifikante Reduktion der Miktionsfrequenz um 23% (11,0 (10 – 16) vs. 8,5 (7 – 12), median (min-max); p = 0,000). Über den gesamten Beobachtungszeitraum (prä- zu posttherapeutisch und nach 6 Monaten) verbesserten sich alle sekundären Zielvariablen ebenfalls signifikant: ICIQ-OAB 9,0 (4 – 14) vs. 6,0 (1 – 11) vs. 6,0 (1 – 14); p = 0,000, ICIQ-OABqol 68,5 (35 – 140) vs. 44,5 (25 – 80) vs. 41,5 (25 – 101); p = 0,000, VAS 8 (5 – 10) vs. 5 (0 – 9) vs. 4 (0 – 10); p = 0,000.

Die Abnahme der Miktionshäufigkeit war bei jüngeren Patientinnen signifikant höher (ρ=-0,376; p = 0,034). Ebenso profitierten die noch nicht vorbehandelten Probandinnen (n = 22) mehr von der Therapie (ρ=-0,512; p = 0,003) als diejenigen, die bereits vortherapiert worden waren (n = 11).

Zusammenfassung: Das physio- und verhaltenstherapeutische Therapiekonzept zeigte signifikante Verbesserungen in allen Zielparametern. Der größte Therapieerfolg konnte bei der jüngeren, nicht vorbehandelten Patientin erzielt werden.