Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P302
DOI: 10.1055/s-0036-1592801

Rezidivzystozele nach vaginaler Netzinterposition – minimal invasives Therapiemanagement

J Marschke 1, N Schwertner-Tiepelmann 1, K Huber 1, R Tunn 1
  • 1Deutsches Beckenbodenzentrum, Klinik für Urogynäkologie, Berlin, Berlin, Deutschland

Zielsetzung: Im Falle von Komplikationen nach vaginaler Netzeinlage empfehlen wir zur Therapieplanung ein standardisiertes diagnostisches Vorgehen unter Einbeziehung der Introitussonografie. Wir präsentieren ein minimal-invasives defektorientiertes Vorgehen zur Korrektur einer Rezidivzystozele nach anteriorer Netzinterposition.

Methoden/Ergebnisse: Videopräsentation oder einzelne Bildsequenzen.

Mittels Ultraschall kann bei Netzversagen zwischen apikalem und distalem Defekt unterschieden werden. Ein apikaler Netzdefekt erfordert eine Re-Fixation im Level I (z.B.: Kolposakropexie). Ein distaler Defekt kann durch ein für die Patientin „zu weites“ Netz zustande kommen und über den vaginalen Zugangsweg revidiert werden.

Wir stellen unser defektadaptiertes Vorgehen der symptomatischen Rezidivzystozele vor. Nach medianer Kolpotomie wird zunächst das Netz durchtrennt. Anschließend wird dieses von Vaginalhaut und subvesikalem endopelvinen Bindegewebe präpariert, sodass es eine separate Schicht darstellt. Um den Druck auf Netz und Kolpotomie zu reduzieren, wird das Bindegewebe zwischen Netz und Blase gerafft. Nach Trimmen des Netzes wird es spannungsfrei mit nicht-resorbierbaren Einzelknopfnähten readaptiert und die Kolpotomie unter Miterfassen beider vaginaler Schichten verschlossen.

Zusammenfassung: Der zurückhaltende Umgang mit transvaginalen Netzen in der Deszensuschirurgie wird mit dem Auftreten möglicher Komplikationen (Erosion, Dyspareunie und Rezidiv) begründet. Die Therapie solcher Komplikationen ist nicht selten undifferenziert und besteht üblicherweise in der (partiellen) Entfernung des Netzes, ein vergleichsweise invasiver Eingriff, der häufig zu erneuten Rezidiven führt. Bei korrekter Diagnostik unter Einbeziehung der Introitussonografie ist ein defektorientiertes Vorgehen möglich. Das Netz kann in seiner stabilisierenden Funktion weiter genutzt werden. Netzspezifische Komplikationen werden häufig im Zusammenhang mit fehlender operativer Expertise diskutiert, weshalb der qualifizierten Ausbildung (und der hier schrittweisen Beschreibung der Technik) besondere Bedeutung zukommt.