Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P419
DOI: 10.1055/s-0036-1592861

Primär in die Mamma metastasiertes Zervixkarzinom – eine Fallbeschreibung

AM Rüland 1, C Traut 2, P Simoes 1, N Mutschler 1, G Helling-Giese 1, I Scheffen 1, K Antalffy 1, D Krep 2, D Rein 2, C Schumacher 1
  • 1St. Elisabeth Krankenhaus Hohenlind, Senologie, Köln, Deutschland
  • 2St. Elisabeth Krankenhaus Hohenlind, Gynäkologie und Geburtshilfe, Köln, Deutschland

Einleitung: Eine primäre Metastasierung eines Zervixkarzinoms in die Mammae ist in der Literatur wenig beschrieben.

Umgekehrt lassen sich Kasuistiken von Zervixmetastasen bei invasiv-lobulärem Mammakarzinom dagegen häufiger in der Literatur finden.

Fallbeschreibung: Vorstellung einer 48-jährigen Patientin in der senologischen Sprechstunde.

Die Patientin ist seit Januar 2016 in Deutschland und hat Flüchtlingsstatus. Das Ursprungsland ist Guinea in Westafrika. Seit ca. 8 Monaten beobachtet die Patientin eine Größenprogredienz eines Knotens in der linken Brust, der jetzt durch die Haut durchgebrochen sei mit umgebender Rötung der gesamten linken Brust (Abb. 1).

Bei Erstvorstellung erfolgt die vorsichtige Inzision des Befundes, wobei sich eine 6 cm tiefe kraterförmige Höhle zeigt. Es erfolgt eine Probenentnahme, Mikrobiologie, sowie die Abnahme von Serologien (unauffällig: MRSA, HIV, Lues und Treponema pallidum). Die Histologie ergibt ein schlecht differenziertes Plattenepithelkarzinom mit eitrig abszedierender Entzündung. Mikrobiologisch kann eine Infektion mit Streptococcus pyogenes nachgewiesen werden, welche nach Antibiogramm behandelt wird (Sultamicillin). Die Tumormarker CEA, CA 15.3 und SCC liegen im Normbereich.

Der Tumor der linken Mamma wird als hämatogene Metastase eines fortgeschrittenen (langstreckige Rektuminfiltration) endozervikalen Plattenepithelkarzinoms der Zervix (FIGO IVB G2 – 3 M1) diagnostiziert.

Weitere Metastasen werden nicht gefunden. Aufgrund der palliativen Situation und des rasch wachsenden Lokalbefundes (Abb. 2) erfolgt die Empfehlung der Tumorkonferenz (Senologie und Gynäkologie) zur raschen primären Monotherapie mit Cisplatin 40 mg/m2/KOF mit begleitender perkutaner Beckenbestrahlung und Radiatio der Mamma, ggf. Eskalation auf Polychemotherapie im Verlauf.

Schlussfolgerung: Vor dem Hintergrund der Gesundheitsversorgung in westafrikanischen Krisenländern und der Zuwanderung aus diesen Regionen müssen wir mit ungewöhnlichen Mestastasierungsmustern und fortgeschrittenen Erkrankungen rechnen.